Wuppertal Keine Briefmarke zu Engels’ Geburtstag 2020
Wuppertal · Der Barmer fehlt im Ausgabeprogramm des Bundesfinanzministeriums für die Post.
Fußballikone Fritz Walter, „Lügenbaron“ Münchhausen und Ex-Bundeskanzler Willy Brandt haben etwas gemein: Alle drei werden 2020 mit einer offiziellen Briefmarke der deutschen Post gewürdigt. Einer taucht allerdings im Ausgabeprogramm, das das Bundesfinanzministerium als Herausgeber der Briefmarken kürzlich vorstellte, nicht auf: Friedrich Engels. Dessen Geburtstag jährt sich dann zum 200. Mal. Doch anders als bei seinem Mitstreiter Karl Marx, dessen Konterfei in diesem Jahr eine Briefmarke zierte, reichte es für Engels offenbar nicht.
„Ich bin schon enttäuscht“, erklärt Klaus-Jürgen Dobiat von der Philatelistischen Arbeitsgemeinschaft Wuppertal. Er hatte — ebenso wie Reinhard Grätz vom Förderverein Historisches Zentrum — bereits frühzeitig einen Antrag ans Ministerium gestellt und die Werbetrommel gerührt. Die Stadtspitze hatte den Vorstoß unterstützt, ebenso die Bundestagsmitglieder Jürgen Hardt (CDU) und Manfred Zöllmer (SPD/mittlerweile ausgeschieden). „Und dann gucke ich jetzt auf die Liste und sehe: Der Engels ist gar nicht dabei.“
Reinhard Grätz, der die schlechte Nachricht von der WZ erfuhr, spricht von einem Hammer. „Ich bin sehr überrascht, dass es nicht geklappt hat.“ Die Nicht-Berücksichtigung sei nicht nur für Wuppertal schade, sondern auch für das Land NRW. Vielleicht, so Reinhard Grätz, sei man sich zu sicher gewesen, vor allem im Hinblick darauf, dass Karl Marx 2018 gezackt gewürdigt wurde.
Wie schafft man es aber überhaupt auf eine Briefmarke? Einen Antrag könne im Prinzip jeder stellen, erklärt Reinhard Küchler, Geschäftsführer des Bundes Deutscher Philatelisten (BDPh). Das Ministerium sammele diese, der Programmbeirat entscheide. „Diesem unabhängigen Gremium gehören unter anderem Mitglieder des Deutschen Bundestages an, die alle Anregungen gegeneinander abwägen und zu einem ausgewogenen Programm zusammenstellen“, heißt es dazu auf der Seite des Ministeriums. „Der Präsident des BDPh ist auch dabei“, erklärt Küchler. Die Entscheidungen werden allerdings intern getroffen. Öffentlich gebe es dazu keine Stellungnahme, so Küchler.
„Dies ist kein Votum gegen den Themenvorschlag ,Engels’, sondern ist der begrenzten Anzahl der zu vergebenden Briefmarkenthemen geschuldet“, heißt es auf WZ-Anfrage aus dem Finanzministerium. Man habe „nach ausführlichen Diskussionen und nach reiflicher Überlegung anderen Themen den Vorzug gegeben.“ Der Minister habe die Empfehlung des Programmbeirats gebilligt. So kommt statt dem berühmten Barmer zum Beispiel die katholische Heilige Katharina Kasper zu Markenehren.
Wuppertaler Sammler suchen jetzt eine Alternative
Schon bei Marx, so munkelt man in Sammlerkreisen, habe es Widerstand innerhalb des Programmbeirates gegeben. Zwei Jahre später dann noch Engels? Vielleicht zu viel Ärgerpotenzial. Eine andere Theorie: 2015 erschien eine Marke zum 75. Geburtstag von Pina Bausch, am 7. Februar 2019 folgt eine zum 150. Geburtstag von Else Lasker-Schüler. Unter Umständen zu viel Wuppertal-bezug, vermutet Dobiat. Dass Engels bereits zu seinem 150. Geburtstag 1970 mit einer Marke geehrt wurde, könne jedenfalls nicht das Ausschlusskriterium gewesen sein — 1968, Sie ahnen es, gab es auch Marx zum Anlecken und Verschicken.
Julia Kohake, bei der Stadt Projektgeschäftsführerin Engels 2020, verspricht, dass es auch ohne Briefmarke genug Höhepunkte im Jubiläumsjahr geben wird — bis hin zur Wiedereröffnung des Historischen Zentrum am 28. November 2020.
Dobiat sucht jedoch noch nach einem Ausweg: Seit einigen Jahren können Privatpersonen bei der Post Marken individuell gestalten lassen. Statt deutschlandweit am Postamt und in millionenfacher Auflage gebe es Engels dann in begrenzter Stückzahl. Immerhin. Und es bleibt die Hoffnung auf die chinesische Post. Vielleicht würdigt die Engels zu seinem Geburtstag mit einer Marke — bei Marx tat sie es in diesem Jahr.