Schauspielerin Geschenke, Tanz und die Liebe zum Theater

Wuppertal · Schauspielerin Philippine Pachl arbeitet in der Jahresendzeit und feiert dennoch.

Philippine Pachl vom Schauspielensemble Wuppertal.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Sie mag die Adventszeit, sammelt die Kalender seit vielen Jahren, liebt das Weihnachtsfest. „Es ist ein Gut, das man zelebrieren sollte. Besonders den Gedanken an Harmonie finde ich gut“, lächelt Philippine Pachl. Bedauert zugleich, dass das Fest der Liebe heutzutage oft Anlass für Stress und Streit sei. Will es genießen, „da bin ich ein großes Kind“. Nur dass die 34-Jährige Frau und Mutter Schauspielerin ist, als solche gerade dann arbeitet, wenn andere frei haben. Aktuell tut sie dies in „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, Familienstück des Wuppertaler Schauspiels in der Spielzeit 2018/19.

Auch an Silvester habe sie schon mal auf der Bühne gestanden, habe sich das schön geredet, sich nicht ausgemalt, was sie sonst machen könne. Dabei kam ihr zupass, dass sie eh kein großer Silvesterfan sei. Sicher sei es keine Traumvorstellung, wenn andere in Skiurlaub fahren, dies mangels Geld und Zeit nicht tun zu können. Aber wirklich schwierig sei es für sie nicht, man sei halt am Theater, und Intendant Thomas Braus achte schon darauf, dass jeder mal eine freie Phase habe, beispielsweise nicht immer für das Familienstück gesetzt sei.

Ansonsten gilt: „Wir arbeiten alle, sind alle wahnsinnig. Diese Wahnsinnsliebe zum Theater lässt uns alles aushalten“, grinst die junge Frau, die aus einer Theaterfamilie stammt, damit groß geworden ist, dass die Erwachsenen wenig Zeit hatten - auch ihr „Herzensmensch“, die Oma, die Kostümbildnerin war. Viele Umzüge hat Philippine in ihrer Jugend mitgemacht, dennoch das Schauspielfach ergriffen. Das werde bei ihrem eigenen Sohn wohl nicht so sein, der einerseits stolz auf sie sei. „Er hat mich auf der Bühne gesehen und mich gut gefunden.“ Andererseits sei Zeitmangel aber immer wieder Thema, weshalb der heute Neunjährige „sicherlich kein Schauspieler wird“.

Heiligabend werden sie zusammen mit Freunden feiern, ihren Vater will sie an den Feiertagen in Berlin besuchen. Musik, gutes Essen, Geschenke gehören natürlich zu den Festtagen dazu. „Ich liebe es zu schenken - nicht nur an Weihnachten.“ Ein Geschenk ist auch das Familienmärchen, das auf der tschechichen Vorlage beruht, dessen Film-Umsetzung von 1973 Kultustatus besitzt und seit Jahren Bestandteil des Weihnachtsprogramms öffentlich-rechtlicher Sender ist.

Stiefschwester wird zur liebevollen Disney-Schwester

In Wuppertal hat Philippine Pachl einige Veränderungen eingebracht. Sie spielt Dora, die nicht nur beide Stiefschwestern in sich vereint, sondern sich auch entwickelt. Sie träumt davon, gesehen zu werden. Emanzipiert sich vom Einfluss der Mutter, der „großen Narzisstin, die selber gerne Königin werden möchte“. Nach einem Gespräch mit Aschenbrödel beginnt Dora zu denken, bringt das System der Mutter zum Wanken. Wird „zur liebevollen Disney-Schwester“, schwärmt Pachl, die nicht nach Aschenbrödelrolle und Prinzessinnenspiel fragt. „Ich durfte viel erfinden, meine Perspektive einbringen, die Figur reicher machen“, erzählt sie und lobt die gute Zusammenarbeit.

Und weil Pachl gerne tanzt, trägt sie dazu bei, dass am Ende alle feiern und tanzen, „Dora sich über die pure Liebe freut“ und ein Kind aus dem Zuschauerraum zum Tanzen auf die Bühne holt. „Es ist einfach toll, wie die Kinder reagieren, sich trauen mit mir zu tanzen.“ Das sei dann ihr persönliches (Weihnachts-)Highlight. mws

» „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ wird aufgeführt am 21.12., 16 Uhr, und 27.12., 18 Uhr; wieder ab 6.1.; in der Oper, Kurt-Drees-Straße 4