Kinder schöpfen Kraft in Wuppertal
Strahlenbelastete Waisenkinder aus Weißrussland machen Urlaub in Wuppertal und erhalten Spenden.
Wuppertal. Mit ihren 16 Jahren ist Aleksandra für die gespendeten Kuscheltiere oder das Spielzeug wohl schon etwas zu alt, dafür konnte sich das Mädchen aus der weißrussischen Stadt Gomel aber immerhin über neue Kleidung freuen. Aleksandra ist eines von 36 Waisenkindern aus einer Region, die auch heute noch unter den Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl leidet. Für drei Wochen ist sie mit ihren Altersgenossen nach Wuppertal gekommen, um hier ein wenig Abwechslung zu erleben und sich zu erholen. Möglich gemacht hat den Besuch die Cronenbergerin Bärbel Krause-Heinrichs mit ihrem Verein „Kinderherzen“.
„Ich bin glücklich, dass ich die Ferien hier verbringen kann“, sagte Aleksandra, für die es bereits der dritte Besuch in Wuppertal ist. Am Freitag erhielten die Waisenkinder, die in den Räumen der ehemaligen Junior-Uni an der Friedrich-Engels-Allee wohnen, Spenden im Wert von rund 60 000 Euro, die der Sozialverband VdK Bergisch Land in den vergangenen Monaten gesammelt hatte. Den Kindern und Jugendlichen wurden unter anderem Kuscheltiere, Spielzeug und Bekleidung übergeben. Die Geers Akustik in Dortmund spendete 147 Hörgeräte im Wert von 50 000 Euro, die an eine Schule für Schwerhörige in Retschiza gehen sollen.
„Ich freue mich, dass die Aktion weiterhin große Unterstützung findet“, sagte er. Die Bürger zeigten mit ihrer Spende, dass sie Menschen beistehen, die in Not sind“, sagt Oberbürgermeister Peter Jung. Zum Dank für die Geschenke sangen die Waisenkinder mehrere russische Lieder, zu denen alle fleißig mitklaschten.
Bärbel Krause-Heinrichs freute sich über die Unterstützung. Sie hatte im Februar 1999 ihren Verein „Kinderherzen“ gegründet. Er hilft Kindern und Jugendlichen in den weißrussischen Kinderheimen Zhemtschuznaja und Babitschi. „Die Kinder dort haben aufgrund der radioaktiven Strahlung alle ganz schlechte Blut- und Schilddrüsenwerte. Wenn sie hier hinkommen, verbessern sich ihre Werte für etwa neun Monate deutlich“, sagte sie. Zweimal im Jahr fährt die Vereinsvorsitzende nach Weißrussland, um den Kindern vor Ort zu helfen.
Zwar hatte sich die Reaktorkatastrophe 1986 im ukrainischen Tschernobyl ereignet, doch da radioaktive Wolken keine Grenzen kennen, kam es auch in Weißrussland zu starken radioaktiven Belastungen. „Da wurde alles verstrahlt“, erklärte Krause-Heinrichs. Der Ehrenvorsitzende des VdK-Kreisverbands Bergisch Land, Berthold Gottschalk, hatte im April von den Waisenkindern erfahren und die Hilfsaktion gestartet.
„Die Unterstützung für die Spendensammlung kam aus Wuppertal, Solingen und Remscheid“, berichtete die Vorsitzende des VdK-Kreisverbandes, Heike Herrig.
Zu den jungen Gästen aus Weißrussland zählt auch Kiril. Der 14-Jährige war schon fünfmal in Wuppertal. „Mir gefällt hier alles“, erklärte er kurz und bündig. Am liebsten ginge er in den Zoo, ins Strandbad oder zum Minigolf-Spielen. Und natürlich ist auch die Schwebebahn, die direkt vor der Unterkunft der Kinder vorbeifährt, immer wieder eine Attraktion.