Kinderschutzambulanz: „Die Wachsamkeit bei Kindesmisshandlungen ist größer geworden“

Die Ärztliche Kinderschutzambulanz hat mit zwei Mitarbeitern angefangen — heute sind es elf.

Foto: Roland Keusch

Wuppertal. Die Ärztliche Kinderschutzambulanz in Remscheid ist eine Fachstelle für Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren, die von körperlicher Misshandlung, Vernachlässigung, sexueller Gewalt betroffen sind oder ein solcher Verdacht besteht — und auch zuständig für Wuppertal. Die CDU-Fraktion war Donnerstagnachmittag zu Gast bei der Ärztlichen Kinderschutzambulanz Bergisch Land, um sich vor Ort über die Arbeit zu informieren und sich die Räumlichkeiten anzusehen. Zum multiprofessionellen Team zählen Kinderärzte - sie arbeiten ehrenamtlich - und Therapeuten verschiedener Fachrichtungen. Als die Kinderschutzambulanz vor 28 gegründet wurde, arbeitete man zu zweit, heute sind dort elf Personen beschäftigt, darunter auch Teilzeitmitarbeiter.

Leiterin Birgit Köppe-Gaisendrees und Martin Roggenkamp, der für die therapeutische und diagnostische Leitung verantwortlich ist, beantworteten die vielen Fragen der CDU-Mitglieder und schilderten, dass Remscheid und Wuppertal die Kinderschutzambulanz 1989 gemeinsam gegründet hatten. „Die Kindeswohlgefährdung einzuschätzen ist unser Hauptziel“, sagt Roggenkamp. In der Kinderklinik des Sana-Klinikums nebenan stünden sogenannte Belegbetten bereit und der Anrufbeantworter sei so besprochen, dass rund um die Uhr ein diensthabender Arzt zu erreichen sei.

„Wir sehen hier nicht die Kinder, die einen Klaps bekommen haben. Über das Ausmaß an Gewalt, das wir erleben, kann man nicht mehr diskutieren. Die Kinder sind oft mehrfach betroffen“, macht die Leiterin deutlich. Die Kinder hätten oft keine natürliche Scheu vor Fremden mehr: „Sie weinen nicht nach Mama oder Papa, sie gehen direkt mit uns“, schildert sie den Regelfall. Sexuelle Gewalt in allen möglichen Facetten sei früher deutlich tabuisierter gewesen.

Außerdem seien die Verfahren inzwischen standarisiert worden, was für die Betreuenden, zum Beispiel Erziehern oder Lehrern, mehr Handlungssicherheit geben würde. „Die Wachsamkeit ist größer geworden. Besonders kleine Kinder sind ja darauf angewiesen, dass genauer hingeguckt wird“, betont Birgit Köppe-Gaisendrees. Auf die Frage, wie die Kinderarztpraxen reagieren würden, erklären die Experten, dass sich der Großteil kooperativ verhalte. Allerdings würden Eltern, die ihre Kinder misshandeln, eher nicht oder nur zeitlich verzögert zum Kinderarzt gehen. „Sie kommen erst in die Kliniken, wenn sie Muffensausen haben“, weiß Martin Roggenkamp.