Kino mit Gänsehaut, Kaffee und Kuchen

Einmal im Monat gibt es ein ganz besonderes Filmerlebnis: Die jüngste Ausgabe der Reihe Kino 50plus genossen 638 Gäste.

Wuppertal. „Ich habe Gänsehaut.“ Und nicht nur das: „Ich bin regelrecht zu Tränen gerührt.“ Lieselotte Herhausen ist nicht die Einzige, die sichtlich bewegt aus dem Kinosaal kommt. Aber die Einzige, die so offen zu ihren Gefühlen steht, dass man auch bei ihr — beim Zuhören — eine Gänsehaut bekommt. Gerade hat die Wuppertalerin miterlebt, wie „Hannah Arendt“ im Cinemaxx das Handeln der Menschen unter dem Nazi-Regime analysiert. „Wissen Sie, wenn man die Zeit selbst erlebt hat oder Familie und Freunde hat, denen Ähnliches widerfahren ist, sieht man es aus einer ganz anderen Perspektive.“

Und genau dafür ist die Reihe Kino 50plus ja auch da: für besondere Kinoerlebnisse, für besondere Themen, für besondere Begegnungen. „Ich gehe nicht gerne alleine ins Kino“, sagt eine Zuschauerin vor dem zweiten Filmstart — hier, in Cinemaxx und bei der Reihe Kino 50plus, fände sie immer „nette Leute“. Da passt es wohl bestens ins Bild, dass die Dame, die wenige Minuten vor Beginn im Sauseschritt durchs Foyer eilt, keine Zeit hat, um ihren Namen zu nennen — der Film ruft. Und auf dem Sprint in den Saal muss sie schließlich auch noch die perfekte Wegzehrung aufnehmen: Kaffee und Kuchen, diesmal in Muffins-Form.

Heidemarie Koch, Zuschauerin und Fan der Reihe Kino 50plus

Denn natürlich werden neben guten Gesprächen auch die Kalorienbomben nicht verschmäht. „Ich sage das ganz ehrlich: Manchmal interessiert mich das Kuchen-Buffet noch mehr als der Film“, bekennt Paul Wenning.

Auch Heidemarie Koch lässt sich einen Heidelbeer-Muffin schmecken. „Ich bin sonst auch wirklich gerne mit Jugendlichen zusammen“, erklärt sie. „Das Schöne an dieser Reihe ist aber, dass man mehr oder weniger in der gleichen Generation ist — 50plus eben.“ Dass kein lautes Popcorn-Rascheln den Filmgenuss stören, bestätigt sich wenig später: Man könnte zwei Stunden lang die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, während Barbara Sukowa als Philosophin Hannah Arendt alle Blicke auf sich zieht. Nur einmal geht ein heiteres Raunen durch den Saal — als Axel Milberg alias Arendts Mann seiner Film-Frau schmunzelnd einen Tipp gibt: „Du musst endlich lernen, nein zu sagen. Natürlich nur bei den anderen.“

Spätestens da steht für Lieselotte Herhausen fest: „Ich komme auf jeden Fall wieder.“ Ob mit oder ohne Gänsehaut.