Bildungseinrichtung Kirchlicher Hochschule in Wuppertal droht das Aus – Sondersynode entscheidet im Juni

Die Finanzierung der Einrichtung bereitet der Kirche Sorgen – Freie Wähler schlagen Nutzung als Schulstandort vor.

Die Zukunft der Kirchlichen Hochschule ist ungewiss. Die Freien Wähler schlagen bereits eine neue Nutzung vor.

Foto: Andreas Fischer

Um die Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal ist es offenkundig nicht zum Besten bestellt. Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland hat eine außerordentliche Landessynode einberufen, die im Juni stattfinden wird. Dann wird in digitalem Format über die Einrichtung auf der Hardt gesprochen – insbesondere über deren Finanzierung. Derweil machen sich einige Akteure der Wuppertaler Stadtpolitik schon Gedanken, wie es mit dem Standort weitergehen könnte, wenn das schlimmste Szenario – die Schließung – Wirklichkeit würde.

Eine Option: ein Bildungscamp
auf dem Heiligen Berg

„Vom 6. bis zum 11. Juni findet eine Sondersynode der Evangelischen Kirche im Rheinland statt zur Zukunft unserer Kirchlichen Hochschule in Wuppertal“, erklärt der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, auf Instagram und auf der Homepage der Kirche. Latzel führt aus, dass die Kirchenleitung der Synode vier unterschiedliche Modelle für die Zukunft der Einrichtung vorlegen wolle. „Sie reichen von einer Fortführung der Kirchlichen Hochschule, von einer Schließung zum nächstmöglichen Termin über eine Kooperation mit der Bergischen Universität bis hin zu einem theologischen Bildungscamp, das wir oben auf dem Heiligen Berg aufbauen wollen“, so Latzel.

Das Bildungscamp solle „mit reduziertem Zuschussbedarf“ realisiert werden, sofern diese Option zum Tragen käme. „Wichtig ist uns, dass wir dabei über die Zukunftsfragen des Protestantismus reden, über die Frage: Was brauchen wir für eine theologische Ausbildung? Wir brauchen Menschen in unserer Kirche, die sich für den christlichen Glauben einsetzen, sprachfähig sind, dass sie ihn an andere weitergeben können“, erklärt der Präses. Dabei könne man allerdings die finanziellen Rahmenbedingungen nicht außer acht lassen.

Alexander Ernst, Prorektor der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, wird im Internet auf evangelisch.de, einem Portal des Gemeinschaftswerks der evangelischen Publizistik, mit den Worten zitiert: „Wir begrüßen, dass die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland einen strukturierten Prozess zu den Perspektiven unserer Hochschule eingeleitet hat, der Planungssicherheit für die Lehrenden und Mitarbeitenden in Verwaltung und Technik schaffen soll. Wir begrüßen auch, dass die Kirchenleitung die Diskussion und Entscheidung in die Hand der Landessynode gibt.“ Nachfragen der Westdeutschen Zeitung lehnte Frank Grünberg von der Pressestelle der Hochschule ab und verwies auf die kommende Synode.

Die Freien Wähler in Wuppertal teilten der WZ derweil mit: „Wir bedauern, dass die evangelische Kirche darüber nachdenkt, diesen geschichtsträchtigen und identitätsstiftenden Ort, ein Zentrum der Bekennenden Kirche, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten aufzugeben.“ Henrik Dahlmann, der für die Freien Wähler im Schulausschuss sitzt, erklärt aber auch: „Sollte die evangelische Kirche den Standort tatsächlich aufgeben, so muss alles dafür getan werden, die auf der Hardt befindliche Hochschule als Bildungsstandort zu erhalten.“

„Gute Gelegenheit
für neuen Schulraum“

Die Freien Wähler empfehlen, dass die Stadt Wuppertal umgehend Gespräche mit der evangelischen Kirche aufnimmt, um eine direkte Weiternutzung als Schulraum oder als Ausweichquartier für sanierungsbedürftige Schulen zu thematisieren.

Eine Nutzung durch die Bergische Universität wäre aus Sicht der Freien Wähler denkbar, hätte aber keine Priorität. Wichtiger sei eine Nutzung für den Schulstandort Wuppertal. „Auch im Hinblick auf den Brief des Düsseldorfer Regierungspräsidenten, der dringend die Bereitstellung weiteren Schulraums angemahnt hat“, so Dahlmann.

Ralf Geisendörfer, der für die Freien Wähler im Betriebsausschuss des städtischen Gebäudemanagements Wuppertal (GMW) sitzt, betont: „Dies ist die optimale Gelegenheit, aus einer schlechten Nachricht etwas Positives zu machen. Da die evangelische Kirche bereits Anfang Juni eine Richtungsentscheidung treffen möchte, ist der Zeitdruck enorm. Das Angebot der Stadt, den Standort zu übernehmen, muss umgehend auf den Tisch.“

Der Beschluss, dass nicht mehr nur das GMW für die Bereitstellung von Schulraum zuständig ist, sei „praktischerweise ja gerade erst im Rat gefasst“ worden, so Geisendörfer, der auch auf das in direkter Nachbarschaft gelegene Übergangsquartier des Gymnasiums Johannes-Rau verweist. Henrik Dahlmann ist überzeugt: „Es bietet sich die Gelegenheit, einen Bildungsschwerpunkt auf der Hardt aufzubauen, zentral gelegen und mit geeigneter Lernatmosphäre – statt zwischen Pommesbuden und Wettbüros wie im Kaufhofgebäude.“