Kohlekraftwerk: Sinkt Rendite der 200-Millionen-Investition?
Probleme beim Bau des Kraftwerks könnten für die WSW sehr teuer werden.
Wuppertal. Das Kohlekraftwerk der GDF Suez Deutschland AG, das in Wilhelmshaven errichtet wird, liefert später Strom als erwartet. Die Wuppertaler Stadtwerke sind mit 15 Prozent an dem Neubau beteiligt. Ursprünglich hätte das Kraftwerk Mitte 2012 ans Netz gehen sollen — nun ist mit einer Fertigstellung erst gegen Ende 2013 zu rechnen.
Insider befürchten, dass die Verzögerungen in Wilhelmshaven auch die Wuppertaler Stadtwerke viel Geld kosten könnten. Der Kraftwerksneubau wird mit insgesamt mehr als einer Milliarde Euro kalkuliert. Exakte Zahlen wollte Frank Albers, der zuständige Projektkoordinator der GDF Suez Deutschland AG, gegenüber der WZ nicht nennen.
Die Wuppertaler Stadtwerke hatten im April 2009 erklärt, dass sie über die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 110 bis 120 Millionen Euro verhandeln, um die Beteiligung an dem Kraftwerk zu schultern. Die Tilgung dieses Darlehens sollte unter anderem mit den Erlösen aus der zu erwartenden Energielieferung des neuen 800-Megawatt-Kohlekraftwerks ermöglicht werden.
Kämmerer Johannes Slawig, Aufsichtsratsvorsitzender der Wuppertaler Stadtwerke, erteilt keine Auskunft darüber, ob und wie hoch die Einnahmeausfälle für die Stadtwerke sind, weil das Kraftwerk nun etwa 18 Monate später ans Netz geht. Auch von den Stadtwerken selbst gibt es keine Informationen darüber, wie hoch die Belastungen für das Unternehmen ausfallen werden. WSW-Sprecher Holger Stephan sagte, die Zahlen würden von der Geschäftsführung derzeit für den Aufsichtsrat aufbereitet.
Das ist jedoch nicht das einzige Problem: Das Kraftwerk in Wilhelmshaven wird deswegen später fertig, weil Schwierigkeiten mit dem Stahl, aus dem der Kessel besteht, aufgetreten waren, wie die Wilhelmshavener Zeitung schreibt. Bei Projekten an anderen Standorten waren Spannungsrisse an den Schweißnähten des Stahls sichtbar geworden. Die GDF Suez AG hat daher nach Auskunft von Projektkoordinator Albers mit dem Produzenten des Kessels, der japanischen Firma Hitachi, verhandelt. Es geht um Nachbesserung — und die Kosten dafür.
Bei diesem Thema halten sich alle Beteiligten ebenfalls sehr bedeckt. Kämmerer Slawig sagte, er gehe davon aus, dass vereinbarte Festpreise zwischen den Partnern WSW und GDF Suez AG gültig seien. Ähnlich äußern sich auch die Stadtwerke. Bei GDF Suez AG heißt es dagegen, man stehe in Verhandlungen, sowohl mit Hitachi als auch den Partnern. Konkreter wird niemand — fest steht nur, dass hinter den Kulissen eifrig und intensiv verhandelt wird.
Für die WSW kommen die Probleme zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Während der Bilanzpressekonferenz im vergangenen Jahr hatte Vorstandsvorsitzender Andreas Feicht erklärt, dass der Konzern 9,4 Millionen Euro aus der Rücklage entnehmen müsse, um das 52-Millionen-Euro-Defizit der Verkehrssparte auszugleichen. Feicht gab das Ziel aus, in den nächsten Jahren eine „schwarze Null“ zu erwirtschaften, damit das Unternehmen nicht auf Dauer von der Substanz leben müsse.
Dies könne mittelfristig nur gelingen, wenn die Investitionen in die Energiesparte, wie etwa die 200-Millionen-Euro-Investitionen in das Kohle-Kraftwerk, Rendite erzielten, lautete sein Credo. Exakt diese Rendite ist jetzt nach Einschätzung von Insidern massiv in Gefahr.