WSW: Mit Schulden in den Kohlestrom

Die WSW nehmen für die Kraftwerksbeteiligungen wohl Kredite in Höhe von etwa 221 Millionen Euro auf.

Wuppertal. Die Wuppertaler Stadtwerke werden sich die Electrabel Deutschland AG als strategischen Partner ins Boot holen. Mit großer Mehrheit erteilte der Stadtrat der Kooperation wie erwartet die Zustimmung - allerdings nicht ohne Diskussionen.

Unabhängig von der politischen Bewertung des Zusammengehens mit einem Energiemulti, ließen einige Debattanten während der Stadtratssitzung durchblicken, was ihnen Sorge bereitet. Dazu gehört, dass die WSW aller Voraussicht nach einen Kredit in Höhe von 221 Millionen Euro aufnehmen müssen, um die Beteiligungen an den Kraftwerken der Electrabel AG überhaupt stemmen zu können.

Das Konstrukt, das zu der Kreditaufnahme führt, ist kompliziert: Electrabel bringt nur einen Teil ihrer etwa 300-Millionen- Euro-Beteiligung als Bareinlage ein, der Rest muss - so forderte das die Ausschreibung - als Sacheinlage erbracht werden. Dazu zählt die Beteiligung an Kraftwerken - das ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

Electrabel zahlt an die WSW eine Bareinlage in Höhe von zirka 82 Millionen Euro, die wiederum als Eigenkapital für die Beteiligung an den diversen Kraftwerks-Projekten genutzt werden muss. Allerdings reichen diese 82 Millionen nicht aus, um sämtliche avisierten Beteiligungen tätigen zu können. Deswegen werden die WSW nach einen Kredit in Höhe von 220 Millionen Euro aufnehmen, um sich im geforderten Umfang einkaufen zu können. Mit dem Weiterverkauf der gelieferten Energie wird das Darlehen refinanziert.

Stadtwerke-Chef Andreas Feicht erklärte am Rande der Stadtrats-Sitzung, dass nach der Sitzung entschieden werde, in welchem Umfang die WSW die Investitionen tätigen - und dementsprechend ein Darlehen aufnehmen.

Warum werden nicht die 145 Millionen Euro verwendet, die Electrabel bar für 19,9 Prozent der Stadtwerke bezahlt? Dieses Geld muss schon genutzt werden, um einen bestehenden Kredit abzulösen. Als die Stadtwerke RWE und Cegedel rauskauften, mussten sie dafür ein Darlehen aufnehmen.

Zusammengefasst erwerben die Stadtwerke an den diversen Kraftwerksprojekten erhebliche Anteile - Electrabel bringt die WSW also dazu, auch unternehmerische Risiken für die Kohle-Kraftwerke zu übernehmen, da sie ja Anteile daran besitzen. Im Umkehrschluss haben die WSW die seit langem geforderte Versorgungssicherheit.

Zu den Beteiligungen gehören: Fünf Prozent an bereits im Bau befindlichen Steinkohlekraftwerk in Wilhelmshaven, zehn Prozent an einem zweiten Steinkohlekraftwerk in Stade oder Brunsbüttel. Wenn dieses, in Planung befindliche, Kraftwerk noch scheitern sollte, können weitere zehn Prozent am Werk in Wilhelmshaven übernommen werden.

Zudem sind 20 Prozent an einem Gas- und Dampf-Kraftwerk, dessen Standort in Calbe, Staßfurt oder Schwandorf sein könnte und eine Beteiligung an einem Offshore-Windpark (also auf hoher See) geplant. Sämtliche Beteiligungen beinhalten auch, dass die WSW dafür festgelegte Energielieferungen erhalten.

Wie wahrscheinlich sind die Beteiligungen? Sehr, denn im Thesenpapier für die Stadtverordneten steht: "WSW wird die Investitionen sicher tätigen, sie jedoch im Rahmen einer Due Diligence plausibilisieren." Mit Due Diligence wird im allerschönsten Wirtschaftsenglisch eine Sorgfältigkeitprüfung bei Unternehmensbeteiligungen bezeichnet.