Begrabt mein Herz in Wuppertal „Diese Leute gehen mir auf die Nerven“

Wuppertal · Verkehrskritiker haben mal wieder Unrecht - das sagt unser Kolumnist Uwe Becker.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

Das von einigen Kritikern heraufbeschworene Verkehrschaos durch den Architekturwettbewerb „Solar Decathlon Europe“ blieb aus, was mich ganz besonders freut, weil einige Nestbeschmutzer, die unserer Stadt nichts, aber rein gar nichts mehr zutrauen, wieder mal Unrecht hatten. Diese Leute gehen mir schon länger fürchterlich auf die Nerven, und ich würde fast dafür plädieren, ein paar von denen zwangsumzusiedeln, sollen sie doch in Solingen oder Remscheid ein neues Leben als boshafte Heimatkritiker beginnen. Ich frage mich immer wieder, was treibt diese Leute an, ist es die Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit, die sie Stück für Stück verbitterter macht? Oder ist es die reine Lust am Widerspruch, die den Störenfrieden so gefällt?

Nehmen wir die Schwebebahn, deren Ausfälle mich auch traurig machen, aber schlimmer sind eigentlich die hämischen Kommentare von einzelnen Personen, für die Empathie und Respekt Fremdwörter sind, sind ja auch welche, wenn man ehrlich ist, aber egal. Vielleicht würde ihnen ein soziales Jahr bei Utopiastadt aber mal ganz guttun. Jedenfalls besuchten viele Tausend Menschen diesen sehenswerten, wichtigen und weltweit größten universitären Wettbewerb über nachhaltiges Bauen und Wohnen in der Stadt. Großartig, dass diese Veranstaltung hier bei uns in Wuppertal stattfindet. Ich könnte mir gut vorstellen, in eines dieser Häuser einzuziehen. Nicht zuletzt durch den Klimawandel haben wir ja aktuell auch in Wuppertal mehr Sonnenstunden als früher, und überschüssige Energie könnte ich dann den Wuppertaler Stadtwerken zu einem äußerst fairen, aber marktorientierten Preis anbieten, haha … aber Spaß beiseite: Wie wichtig Solarenergie wird, wurde mir bewusst, als ich zwei Tage nach meinem Besuch des Events ein Schreiben meines Vermieters im Briefkasten hatte, der mir dazu riet, meine monatlichen Vorauszahlungen für die Heizung freiwillig um 130 Prozent zu erhöhen, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden.

Aber es ist schon spannend zu sehen, was alles möglich ist, um ein Haus klimaneutral zu bewirtschaften, ich vermute allerdings, dass dies leider alles viel zu spät kommt. Ich persönlich habe die Hoffnung längst aufgegeben, dass die Mehrheit der Menschheit und die von ihr gewählten Regierungen die globale Katastrophe ernsthaft verhindern will und kann, da muss man sich nur die Ergebnisse des letzten Klimagipfels anschauen. Das Wissen, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, ist ja nicht gerade beruhigend. Wenn man hört, wie ich vor einigen Wochen auf einer Vernissage, als ein Vater seiner Tochter drohte, ihr die Heizung auszustellen und das Mobiltelefon wegzunehmen, wenn sie an einer FFF-Demo teilnehmen würde, dann weiß man, was die Uhr geschlagen hat.

Kürzlich riet ja schon der ehemalige Pastor und Bundespräsident Joachim Gauck, man sollte, auch um den Russen zu bestrafen und aus Solidarität mit der Ukraine, die Heizung schön ausschalten, was die armen Leute ja jetzt eh müssen, da ihnen das Geld fehlt, um die Mehrkosten zu tragen. Ob der ehemalige Präsident das auch macht, darf bezweifelt werden, da ich ihm zutraue, dass er uns anschwindelt, zu oft ist mir der Mann der Kirche während seiner Amtszeit negativ aufgefallen. Mich hätte es nicht gewundert, wenn Gauck zusätzlich darauf hingewiesen hätte, dass man beim Bau von Kirchen auf die Installation von Heizungen direkt ganz verzichtet hat, nicht weil ein Schornstein direkt neben dem Kreuz auf der Kirchturmspitze doof ausgesehen hätte, sondern weil der Glaube alleine die Menschen wärmt, zumindest die Herzen der unzähligen Geringverdiener.