Nachgehakt Kommt es im Wuppertaler Luisenviertel erneut zum Ersti-Ansturm?

Luisenviertel · Zur Einführung der Studierenden gehören auch Kneipentouren. Einige Anwohner haben schlechte Erfahrungen gemacht.

Ende März hat die IG Luisenstraße die Banner, die für mehr Rücksichtnahme werben sollen, aufgehängt.

Foto: Fischer, Andreas

Am Montag wurden an der Bergischen Universität 4000 neue Studierende begrüßt, insgesamt lernen damit rund 23 000 junge Menschen an der Wuppertaler Hochschule. Auch in diesem Jahr werden die „Erstis“ ihre obligatorischen Kneipentouren durchführen. Wie jedes Mal sind in dieser Woche die Bars im Luisenviertel der Hauptanlaufpunkt der Fachschaften. Seitdem es 2017 aber Trinkspiele auf offener Straße inklusive Megafon-Lärm gab, war das Verhältnis zwischen Studierenden und Wirten an der Luisenstraße zeitweise angespannt, Kritik kam vor allem von den Anwohnern. Ärger mit den Kneipengängern gebe es ohnehin immer wieder, hieß es aus der Nachbarschaft. Die Studenten hätten dann aber „den Bogen überspannt“. Es müsse deutlich werden, dass das Luisenviertel nicht nur Feiermeile, sondern auch Wohnquartier sei. Auch die Politik griff das Thema, das in den Jahren zuvor immer wieder mal „geköchelt“ hatte, mehrfach auf.

Die IG Luisenstraße versuchte zudem auf die Kneipengänger einzuwirken. Seit Frühjahr wird im Viertel durch Plakate an den Häuserfassaden darauf hingewiesen, dass die allgemeine Ruhezeit ab 22 Uhr auch dort gilt.

„Im letzten Jahr war es wesentlich ruhiger“, sagt etwa Frank Stausberg, Inhaber des Beatzundkekse. 2018 habe es solche „Spielchen“ nicht gegeben. Zwar könnte es seiner Ansicht nach noch ruhiger werden, aber alles in allem seien die Studenten rücksichtsvoll. Chaotisch sei es nur manchmal gewesen, wenn Fachschaften unangemeldet vorbeikamen. „Aber die meisten sprechen sich mit uns wegen der Uhrzeit dann ab“, erklärt Stausberg. Durch die Anmeldungen will er vorbeugen, dass auf einmal zwei Fachschaften in seiner Bar stehen. So kommen die Fachschaften Wirtschaftswissenschaften und Mathematik schon beinahe traditionell montags, beziehungsweise mittwochs. „Die Gruppen sind inzwischen auch kleiner und leichter zu bedienen“, bemerkt er. Sollte also eine kleine Gruppe von zehn bis 15 Personen kommen, sei das kein Problem.

Da er selber früher im Luisenviertel gewohnt hat, weiß er, dass man sich als Anwohner eher belästigt fühlt denn als Wirt. „Viele Menschen wollen unter der Woche schlafen, da sie morgens zur Arbeit müssen“, betont er. Stausberg hofft, dass eine Ruhestörung in den Ausmaßen wie vor zwei Jahren einmalig bleibt.

In der Uni-Halle gab es zur Begrüßung der neuen Erstsemester ein vielfältiges Programm.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Anwohner sind gespannt, wie die Situation in diesem Jahr wird

Auch im Katzengold dürfen Erstis bei der Kneipentour vorbeikommen. Allerdings war das 2018 nicht der Fall, so Nordin El Bouzidi, der als Kellner dort arbeitet. Beschwerden über laute Studenten hatte es, seitdem er dort arbeitet, auch nie gegeben. „Meistens waren sie nur draußen recht laut“, sagt er. Frank Stausberg erläutert, dass es ja bei Alkohol-Konsum lautere Gespräche gebe, das sei normal.

Im Café du Congo sei es im vergangenen Jahr ebenfalls zu keinerlei Vorfällen gekommen, berichtet David O’Neill, der seit zweieinhalb Jahren dort als Kellner tätig ist. So hatte er auch schon die Trinkspiele samt Megafon gehört, merkt aber an, dass es auch 2017 im Congo selbst keine Probleme gab. Schwierig sei es bloß, wenn eine Fachschaft einen Tisch nur für Getränke anmelde. „Dann kann diesen nämlich niemand, der etwas essen möchte, reservieren“, erklärt er. Lautstärkeprobleme sieht er keine, betont hingegen, dass es in Bars ja immer mal etwas lauter sei: „Aber, wenn es mal wirklich zu laut werden sollte, lassen die meisten mit sich reden und entschuldigen sich.“ Im Congo gastieren regelmäßig die Sportler- wie auch die Geographiefachschaft.

Differenzierter sehen es die Anwohner. Im vergangen Jahr habe sich die Situation nur etwas gebessert, erzählt eine Nachbarin, die schon seit Jahrzehnten im Luisenviertel wohnt. „Wir sind gespannt, wie es diesmal wird.“ Es sei schon nervig, wenn so viele Leute „praktisch bei einem vor dem Fenster stehen und laut sind“.

Über die Plakat-Aktion der IG habe sie sich persönlich gefreut. „Ich finde das gut.“ Sie habe aber auch Stimmen gehört, die sich eher abfällig darüber geäußert hätten. Was den Erfolg angeht, bleibt sie ein wenig skeptisch. Vielleicht, hofft sie, würde es für mehr Aufmerksamkeit sorgen, wenn zum Beispiel ein paar Wirte die Plakate in ihre Fenster hängen würden. Die Banner seien doch recht hoch platziert.

Jörg Eckhardt Kuznik, Vorsitzender der IG Luisenstraße, hätte es auch lieber, „wenn die niedriger hängen würden“. Er verweist aber auf Vorgaben des Denkmalschutzes. „Wir dürfen nicht anders.“ Was das Thema Lärm angeht und die Resonanz auf die Aktion, sei er mit der Sommersaion „nicht zufrieden, aber auch nicht unzufrieden“. Es sei noch deutlich Luft nach oben. „Ich denke und hoffe, dass die Erstsemester-Woche jetzt im normalen Rahmen bleibt und die Studenten sich sozialkompatibel verhalten.“