Lehre „Die Lage der Hochschule in Wuppertal ist einzigartig“

Konstanze Kemnitzer wird Rektorin der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel

Konstanze Kemnitzer ist seit der Fusion der Standorte die erste Frau an der Spitze der KiHo.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Den Umzug nach Wuppertal hat Prof. Konstanze Kemnitzer nie bereut. Seit nunmehr zwei Jahren lebt die frischgebackene Rektorin der Kirchlichen Hochschule (KiHo) Wuppertal/Bethel mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in der bergischen Metropole, die sie ins Herz geschlossen hat. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt sie lächelnd.  Aus der Luft hat die Familie damals in der Schwebebahn die Stadt erkundet, um ein Gefühl für sie zu bekommen.

Der Standort Wuppertal sei ein großer Vorteil für die Hochschule, ist Konstanze Kemnitzer überzeugt. „Es gibt hier so viel an kulturellem Leben“, schwärmt sie. Zu ihren Studenten sage sie oft, dass sie in die Stadt gehen und sich von ihr inspirieren lassen sollen. Die Kirchengemeinden im Ort, in denen die angehenden Pfarrer und Pfarrerinnen ihre Predigten halten müssen, sind ein „super Lernumfeld“. Die Kirchenbesucher seien ein oftmals kritisches, aber immer zugewandtes Publikum.

Hochschule ist in ihrer Form deutschlandweit einzigartig

In ihrer Lage, eingepflanzt inmitten einer Großstadt, ist die KiHo Wuppertal/Bethel einzigartig. Deutschlandweit gibt es nur zwei kirchliche Hochschulen, an denen evangelische Theologie gelehrt wird; die zweite liegt in Bayern, in einem Dorf. „Ich fühle die Wertschätzung, die Wuppertal uns entgegenbringt, schon alleine mit der Buslinie, die den Namen der Hochschule trägt“, sagt Konstanze Kemnitzer erfreut.

Mit ihr rückt zum ersten Mal seit der Fusion der Standorte Wuppertal und Bethel im Jahr 2007 eine Frau an die Spitze der KiHo. In ihrer Amtszeit möchte Konstanze Kemnitzer erreichen, dass sich die universitäre Einrichtung noch mehr für Stadt und Bürger öffnet, beispielsweise durch Diskussionsforen auf dem Heiligen Berg über aktuelle religiöse Themen. „Die nächsten Jahre sollen eine Chance für Wuppertal und unsere Hochschule sein, solche Themen, die die Menschen bewegen, für einen Dialog zu nutzen“, zeigt sie sich entschlossen.

Das Amt des Rektors rotiert alle zwei Jahre. Als Prorektorin hat Konstanze Kemnitzer seit 2018 Einblicke in den Hochschulablauf erhalten und konnte in die Fußstapfen ihres Vorgängers, Prof. Martin Büscher, hineinwachsen.

Die vierte Tochter eines Pfarrers hat evangelische Theologie unter anderem an staatlichen Fakultäten in Tübingen und München studiert. Bevor sie ihren Lehrstuhl für Praktische Theologie in Wuppertal eingenommen hat, ist sie geschäftsführende Pfarrerin einer Gemeinde im Großraum Ansbach in Bayern sowie Privatdozentin an der Augustana-Hochschule gewesen.

Schon zu Jugendzeiten empfand sie eine große Freude, sich mit der Bibel zu beschäftigen. Als Pfarrerskind hat sie von klein auf mitbekommen, wie eng verwurzelt der Glaube mit dem Leben der Menschen ist: Kaum eine Woche verging, ohne dass ihr Vater eine Hochzeit, einen Trauerfall oder eine Taufe begleitete. „Das, worüber mein Vater am Sonntag gepredigt hat, wurde von uns am Mittagstisch weiter diskutiert“, erinnert sie sich schmunzelnd. Geduldig sei der Vater gewesen, und habe seinen Kindern früh den Umgang mit der Bibel nähergebracht.

Der Schritt, der Konstanze Kemnitzer schließlich in die Universitätslaufbahn führte, fiel ihr am Anfang nicht leicht, weil es bedeutete, den Beruf der Pfarrerin in der Gemeinde nicht mehr auszuüben. Aber sie steht zu ihrer Entscheidung. „Was beide Welten eint, ist doch die Theologie“, meint sie.

Studierende können sich
im Studium entfalten

Die Kirchliche Hochschule sieht Konstanze Kemnitzer als „wunderbaren Raum zum Denken“, in dem Studierende und Professoren frei miteinander Theologie treiben, forschen und konzentriert über die „großen Fragen“ diskutieren können: Gibt es Gott? Was ist der Sinn des Lebens? Wie funktioniert das Gewissen? „Gäbe es so einen Ort wie die Kirchliche Hochschule nicht, man müsste ihn erfinden“, sagt die Rektorin mit einem Lächeln.

Auf den neuen „Master of Theological Studies“, einen berufsbegleitenden Studiengang, der nach einem Beschluss der Synode im Sommersemester des kommenden Jahres starten wird, hält sie große Stücke. „Das Spannende hierbei ist, dass Menschen, die in ihrer Lebensmitte stehen, den Entschluss fassen, sich der Theologie zu widmen.“ Die Studierendenschaft erweitere sich und werde durch vielfältige Berufserfahrungen und Sichtweisen angereichert, erklärt Kemnitzer. Bis Bewerbungsschluss gab es 30 Anmeldungen – eine erfreulich hohe Anzahl für die kleine Hochschule, wie die Rektorin betont. „Ich bin gespannt, was der Studiengang mit der Kirchlichen Hochschule macht“, sagt sie.

Konstanze Kemnitzer ist es wichtig, hervorzuheben, dass an der KiHo die Studierenden mit ihren Interessen im Zentrum der Lehre stehen und sie unterstützt werden, sich zu den Theologen zu entfalten, die sie sein möchten. „Ich wünsche mir, dass die Besonderheit dieses Ortes auf immer erhalten bleibt“, sagt sie hoffnungsvoll.