Krankenhäuser: Telefon-Ärger in Kliniken
Die Antonius-Kliniken haben neue Tarife eingeführt. Jetzt werden Anrufe auch für Angehörige teuer.
Wuppertal. Für Klaus Tillmanns ist es "Abzocke" und ein "schleichender Griff in die Taschen der Angehörigen": Seit wenigen Monaten können Patienten und Angehörige im Petrus-Krankenhaus und in der Frauenklinik an der Vogelsangstraße nur noch mit kostenpflichtigen 01805-Rufnummern telefonieren. Diese Erfahrung musste er selbst machen, als er einen Verwandten im Krankenhaus erreichen wollte.
Besonders ärgerlich für den 67-jährigen Wuppertaler: Nicht nur die Patienten, die vom Krankenbett aus nach draußen telefonieren wollen, sondern auch Freunde und Angehörige, die ins Krankenhaus anrufen wollen, werden damit kräftig zur Kasse gebeten. 14 Cent pro Einheit (1,5 Minuten, bzw. ab 18 Uhr 3 Minuten) kostet den Patienten ein Gespräch nach draußen. Angehörige und Freunde müssen vom deutschen Festnetz rund um die Uhr 14 Cent pro Minute bezahlen, wenn sie einen Kranken erreichen wollen - und damit deutlich mehr als bei einem örtlichen Telefontarif.
Die Kliniken St. Antonius, die diese Telefongebühren übrigens in all ihren Häusern, das heißt auch in in Schwelm und Velbert, eingeführt haben, begründen die Entscheidung unter anderem mit dem Missbrauch von so genannten R-Gesprächen, bei denen die Kosten nicht vom Anrufer, sondern vom Empfänger des Telefonats getragen werden. In einem Jahr sei den Kliniken häuserübergreifend so ein Schaden von 3000 bis 4000 Euro entstanden. Da die betroffenen Patiententelefone nicht immer nachvollzogen werden konnten, sei das Haus des öfteren auf den Kosten sitzengeblieben.
Laut Bundesnetzagentur ist die Einführung der 01805-Nummern "rechtlich nicht zu beanstanden", so Sprecher Rudolf Boll. Das Argument mit den R-Gesprächen kann er allerdings für die Zukunft widerlegen: Zum 1. September tritt ein Gesetz in Kraft, mit dem Anschlüsse für ankommende R-Gespräche gesperrt werden können.
Für die Verbraucherzentrale NRW ist der Einsatz der 01805-Nummern "sehr ärgerlich" - vor allem weil Angehörige und Patienten auf die Telefonanlagen der Häuser angewiesen seien (siehe Kasten zum Handy-Verbot). "Es fällt mir schwer zu glauben, dass bei den Krankenhäusern auch noch damit Geld gemacht werden soll", sagt ungläubig Marlene Pfeiffer, Leiterin der Wuppertaler Verbraucherzentrale, die eine rechtliche Beratung im Gesundheitswesen anbietet. Grundsätzlich seien die Patienten sehr gut daran beraten, sich vorab gründlich über die Telefonkosten zu informieren.