Proben 260 Sänger am richtigen Ort zur richtigen Zeit

Die Chorproben für die Community-Oper „Das Labyrinth“ sind eine organisatorische Herausforderung.

Eröffnung mit Peter Ryzek, Jaana und Peter Caspari (v.l.).

Foto: Fischer, Andreas H503840

Manchmal haben kleine Dinge eine   große Wirkung. Weil die Batterien leer sind, funktioniert von einem Moment auf den anderen das Mikrophon nicht. Marie Robert kann sich nicht mehr ausreichend verständlich machen. Dabei hat die in Wuppertal lebende Französin als Regieassistentin eine wichtige Rolle. Sie ist kommunikativer Ankerpunkt für das französische Regieteam und die deutschen Mitwirkenden bei den szenischen Proben für „Das Labyrinth“. An der Community-Oper wirkt ein 260 Sänger starker Chor mit. Das ist vor allem auch eine hohen logistische Herausforderung. Eva Caspari, die die Produktionsleitung inne hat und musikalische Assistentin ist, die Proben am Flügel begleitet, sagt, wie es ist: „Die Oper ist räumlich eigentlich  nicht für derartige Veranstaltungen ausgelegt.“

Das Opernhaus macht an diesem Wochenende  seinem Ruf, ein Labyrinth zu sein, alle Ehre. Unzählige Hinweise führen die großen und kleinen Sangeswilligen durch die labyrinthischen Gänge in den Probenraum 1, bewahren sie davor sich zu verirren. Ein Betreuerteam in gelben und blauen Westen kümmert sich um die 75 Erwachsenen, 80 Kinder und 105 Jugendlichen, darunter auch die pensionierte Veranstaltungsmanagerin Dagmar Sartorius, die gerade die Kinder in Empfang genommen hat, bevor sie Batterien für das Mikro besorgen muss –  am Wochenende  ist die Technik nicht im Haus. Mitte März haben die szenischen Proben begonnen. Seither findet pro Monat ein Intensivwochenende statt. Zuvor  hatten die einzelnen Chorgruppen jede für sich die musikalische Vorarbeit geleistet, waren ein einziges Mal zusammengekommen. Ein Treffen, das erfreulich gut verlief, erinnert sich Caspari. Mitte Juni kommen die Solisten Gregor Henze, Martin Koch, Sebastian Campione und Belinda Williams) dazu, wird die Probentaktung auf vier Mal pro Woche verdichtet. Für den 5. Juli ist die Premiere angesetzt.

Zwar hat der musikalische Leiter Markus Baisch derzeit nicht das Kommando, aber er achtet auf die Einsätze der Sänger und übernimmt die Soli. Gibt es noch viele falsche Töne? Nein, wehrt er ab und bittet Caspari um den nächsten Einsatz an den Tasten. Derweil dirigieren Marie Robert und die Französinnen, eine von ihnen sitzt mitten im Chor auf einer Art Tennisschiedsrichterstuhl, das Geschehen. Das hat durchaus Gänsehautqualitäten – musikalisch wie thematisch. Erzählt  wird der griechische Mythos um den jungen Theseus, der von den Athenern als Opfer für Minotaurus nach Kreta geschickt wird, um diesen friedlich zu stimmen. Regisseurin Marie-Ève Signeyrole hat   die antike Sage mit dem aktuellen Thema der Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer verknüpft.   Baisch  sah das 2015 uraufgeführte Werk von Jonathan Dove  in der französischen Stadt Montpellier, er schwärmt für dessen farbige, rhythmische Musik und den gelungenen Spagat zwischen Profi- und Laien-Einsatz.

Bärbel Menzel singt gerne. Die Versicherungsangestellte folgte   Baischs Aufforderung, am „Labyrinth-Projektchor“ mitzuwirken, nur zu gerne.  Blieb ihm auch treu, als die für die Spielzeit 17/18 geplante, erste  Aufführung mangels Masse nicht zustande kam. Immerhin müssen die Laiensänger viel Zeit und Einsatz mitbringen. Sie genießt nun im zweiten Anlauf das gemeinsame Singen mit anderen und auch de Weiterentwicklung der eigenen Fertigkleiten, „die schöner werdenden Töne“. Bewundert die Jugend, darunter die 17-jährige Lotte Bauer, die schon viele Jahre im Jugendopernchor mitwirkt. Nun   die „bei weitem interessanteste Rolle“ als Opfer singt.  Was mit viel Furcht, Spannung und Anstrengung verbunden ist. Was aber kein Problem für sie sei, sagt Lotte, „da ich mich von der  Musik getragen fühle“. Die 18-jährige Luna Vassallo, die   im Chor des Gymnasiums Bayreuther Straße mitsingt,  musste zudem organisatorische Probleme lösen. Sie macht 2019 Abitur, wollte sich aber die Chance, mit einem professionellen Regieteam zu arbeiten, nicht entgehen lassen. „Ich habe schon lange überlegt, aber es gibt mir sehr viel.“  Viel Spaß hat auch Marie Robert  bei ihrer anstrengenden Aufgabe, besonders, wenn man sie   gut hören kann.