Klavier-Festival Ruhr Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capuçon harmonieren perfekt
Wuppertal · Erstes Konzert des Klavier-Festivals in Wuppertal war ein Genuss.
Nun ist das diesjährige Klavier-Festival Ruhr (KFR) auch in Wuppertal angekommen. Und gleich die Auftaktveranstaltung im vollen Großen Saal der Stadthalle konnte sich hören lassen. Die begeisterten Beifallsbekundungen sprachen für sich. Delikat war das Programm, mit dem das WDR Sinfonieorchester Köln unter Michael Sanderling und die beiden Solisten glänzten.
Paul Hindemith schrieb zwar seine „Suite französischer Tänze“ anno 1948. Doch ist sie nicht mehr als neues Arrangement für kleines Orchester von sieben Stücken aus dem 16. Jahrhundert. Es liegt nur an den Instrumentalisten, diese Renaissancemusik mit ihren modernen Instrumenten wie damals annähernd zum Erklingen zu bringen. Das gelang den Sinfonikern ausgezeichnet. Fast ohne Vibrato spielten die Streicher mit einer obertonreichen Tongebung, während die Bläser mit schlanken Tönen und gerade die Piccoloflöte mit kunstfertigen Verzierungen brillierten.
Auch die deutsche Erstaufführung von Richard Dubugnons jüngster Schöpfung „Eros athanatos“, eine konzertante Fantasie für Cello, Klavier und Orchester, sprach an. Denn die Mischung aus spätromantischen wie impressionistischer Zügen, Anlehnungen an den Stil Leonard Bernsteins oder rhythmische Muster und Tonrepetitionen etwa an Béla Bartóks „Allegro barbaro“ gemahnend sind allgemein verständlich. Das Orchester unter Sanderlings umsichtiger Stabführung spielte vorzüglich, absolut präzise mit dem Duo zusammen. Dabei demonstrierte Starpianist Jean-Yves Thibaudet pianistisch und musikalisch seine ganz große Klasse, während der ebenfalls renommierte Cellist Gautier Capuçon mit einer phänomenalen Technik und singenden Tönen faszinierte. Beide harmonierten wie seelenverwandt miteinander. So kam dieses Auftragswerk unter anderem des KFR wie aus einem Guss daher.
Das Orchester verliert
den roten Faden nie
Traumhaft schön spielte das Duo als Zugabe den Schwan, den 13. Satz aus der Suite „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns. Nur hätte hier wie auch bei dem Werk von Dubugnon das Cello im Piano ein wenig tragfähiger klingen können.
Seine 6. Sinfonie („Pathétique“) ist Peter Iljitsch Tschaikowskys Vermächtnis. Hier nach dem dritten Satz zu klatschen ist ignorant. Nur weil das Orchester getreu der Partitur diesen Geschwindmarsch energisch-kraftvoll zum Abschluss brachte, soll das nicht heißen, ein kultiviertes Fortissimo wie bei einem Pop-Event zu feiern. Denn jetzt kommt etwas ganz Wichtiges. Ein Glück, dass Sanderling und die Sinfoniker nicht den roten Faden verloren und bereits während des Applauses mit dem langsamen Finale begannen. Dessen ungeachtet wurden die diesem Opus 74 innewohnende emotionale Leidenschaft wie die heiteren Stimmungen zwischendurch und schließlich der große Gehalt an Tragik, Leid, tiefer Schwere bis hin zum Eindruck müde verlöschenden Lebens ergreifend zur Geltung gebracht. Berechtigte stehende Ovationen waren das Resultat.