Mitmach-Oper sucht Mit-Sänger

Für die Community-Oper „Labyrinth“ von Jonathan Dove beginnen nach den Sommerferien die Proben.

Foto: Andreas Fischer

Es ist ein wenig wie die Rückkehr zu den Wurzeln: Die Vorgänger der Oper, wie wir sie heute kennen, waren fürs Volk gemacht und nicht für die Eliten. Und deshalb will auch „Das Labyrinth“ eine Community Oper sein, die „für die Stadt komponiert ist, viele Menschen einbinden und die Hemmung vor der Kunst nehmen soll“, wirbt Markus Baisch. Der Chordirektor der Wuppertaler Oper kümmert sich darum, dass das etwa einstündige Werk Jonathan Doves, eines der angesagtesten englischen Komponisten derzeit, in der kommenden Spielzeit endlich auch im Opernhaus in Barmen über die Bühne geht.

Die erste Aufführung der Oper auf Deutsch nimmt ihren zweiten Anlauf, nachdem in der gerade beendeten Spielzeit einfach nicht genügend Sänger zusammenkommen wollten. Zwischen 200 und 250 Menschen muss der Chor schon groß sein, der im Juli 2019 auf der Bühne steht — weshalb schon jetzt die Werbetrommel gerührt wird. Und weil diese Oper so gar nicht abgehoben sein will, wird auch keine stimmliche Vorbildung vorausgesetzt: Wer mitmachen will, sollte nur, erklärt Baisch, „einigermaßen einen Ton halten können, Spaß am Singen sowie Lust mitbringen, auf der Bühne zu agieren“. Mit Kostüm und Maske und etwas Text, der erlernt werden muss.

Die „Akquise“ beginnt nicht bei Null. Seit letztem Jahr gibt es einen „Labyrinth“-Projektchor, dessen erwachsene Mitglieder Baisch damals vornehmlich bei einem Rudelsingen gewinnen konnte. Von den 40 bis 50 Leuten blieben etliche, die sich nach wie vor einmal im Monat treffen. Benötigt werden aber 60 bis 70. Außerdem gibt es einen 50 bis 60 Stimmen starken Kinderchor und einen 110 Stimmen starken Chor mit Jugendlichen. Basis sind Kooperationen mit Gymnasien, Elberfelder Mädchenkurrende und Wuppertaler Kurrende. Im Moment fehlen vor allem Männer (Tenor, Bass), „aber wir freuen uns in allen Altersgruppen und immer über Zuwachs“.

„Eigentlich boomen Laienchöre derzeit, sind auch in Unternehmen beliebt, weil sie fürs Betriebsklima gut sind“, sagt Baisch zuversichtlich. Der Stuttgarter hat selbst immer schon gern gesungen, war im Knabenchor, hat eine ausgebildete Tenorstimme. Der 49-Jährige ist überzeugt: „Singen kann jeder.“

Die Geschichte der Oper „Labyrinth“ bedient sich des griechischen Mythos um den jungen Theseus, der von den Athenern als Opfer für Minotaurus nach Kreta geschickt wird, um diesen friedlich zu stimmen. Regisseurin Marie-Ève Signeyrole verknüpft die antike Sage mit dem aktuellen Thema der Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer. „Das Stück ist wirklich klasse. Erzählt wird eine sehr kluge Geschichte mit eindrucksvollen Bildern, wozu auch Filme über die Flüchtlingsdramen eingespielt werden“, fasst Baisch zusammen. Er hat das 2015 uraufgeführte Werk in der französischen Stadt Montpellier gesehen, schwärmt für dessen farbige, rhythmische Musik und den gelungenen Spagat zwischen Profi- und Laien-Einsatz. Selbstredend besteht denn auch das Orchester hälftig aus Profis und versierten Laien. Heißt: Das Sinfonieorchester Wuppertal holt sich Musiker der Bergischen Musikschule.

Nach den Sommerferien soll es in Wuppertal richtig losgehen. Mit regelmäßigen Chor-Proben, denen ab März vier Workshop-Wochenenden und die Endproben ein, zwei Wochen vor der Aufführung folgen. Baisch: „Wir wollen uns öffnen und auch andere als die üblichen Operngänger ansprechen, mit einer Oper für alle Altersgruppen, von sechs bis 80 Jahre.“