4. Kammerkonzert: Vom „Gassenhauer“ zum Nachtstück
Das Trio Verena Louis, Gerald Hacke und Vera Milievic überzeugt beim 4. Kammerkonzert des Sinfonieorchesters in der Stadthalle.
Wuppertal. Den Anfang macht ein Abschied. Denn das 4. Kammerkonzert in der Stadthalle bedeutet den letzten Einsatz für Heiner Louis als Direktor des Sinfonieorchesters. Er wechselt von Wuppertal nach Leipzig und tritt dort, wie die WZ bereits berichtete, eine Stelle als Produktionsleiter des Mitteldeutschen Rundfunks an.
Bevor die ersten Töne im Mendelssohn-Saal erklingen, ergreift Musikhochschuldirektor Lutz-Werner Hesse das Wort. Er tut dies in seiner Funktion als Vorsitzender der Konzertgesellschaft. Gemeinsam mit Günter Völker vom Verein der Freunde der Wuppertaler Bühnen und des Sinfonieorchesters dankt er Orchestermanager Louis für die gute Zusammenarbeit. Das Publikum unterstreicht den Dank mit kräftigem Applaus. Hesse liefert daraufhin noch rasch eine informative Einführung zum Konzert und vor allem zum ersten Programmpunkt: Ludwig van Beethovens Klaviertrio B-Dur opus 11, das auch als „Gassenhauer-Trio“ bekannt ist.
Seinen Beinamen erhielt das Trio, weil es im dritten Satz eine zur damaligen Zeit sehr bekannte Opernmelodie des Komponisten Joseph Weigl aufgreift und vielfältig variiert. An diesem Abend in der Stadthalle erklingt das Werk in der Original-Besetzung für Klarinette (Gerald Hacke), Violoncello (Vera Milievic) und Klavier (Verena Louis).
Im frischen, schnellen Tempo setzen die drei Instrumentalisten ein und spielen sehr präzise zusammen. Da klingt alles sehr gemessen, schlank und glänzend, mitunter fast etwas kühl. Pianistin Louis bringt impulsive Einsätze, perlende Läufe und sorgt für den Zusammenhalt. Spielfreude beweist das Ensemble vor allem im dritten Satz mit dem Gassenhauer-Thema.
Auf den Klassiker folgt mit „Nachtstück“ von Jörg Widmann ein zeitgenössischer Komponist. Das einsätzige Werk beschreibt eine mitternächtliche Klanglandschaft. Es verlangt von den Instrumentalisten ganz unterschiedliche Spielarten. Die Pianistin etwa greift nicht nur in die Tasten, sondern auch in die Saiten. Sie zupft oder schabt mit den Fingernägeln darüber. Die drei Musiker gestalten konzentrierte Klanggebilde, zu denen auch maßgeblich die Stille zwischen den Tönen gehört. Momente des Aufbrausens gelingen gerade deshalb besonders eindrucksvoll.
Den Abschluss des Konzerts bildet das Klarinettentrio a-Moll op 114 von Johannes Brahms. Vor allem Milievic entfaltet fein glühende Töne auf dem Cello. Klarinettist Gerald Hacke antwortet souverän, könnte dabei aber etwas mehr Wärme entwickeln. Brahms Trio erklingt anspruchsvoll, doch nicht in voller Intensität.