Mehr Programm — mehr Gäste: Die freie Szene ist im Aufwind

Monika Heigermoser, Leiterin des Kulturbüros, über einen positiven Trend in der Kulturszene.

Frau Heigermoser, just in Zeiten, in denen das Spardiktat für Sorgenfalten, Empörung und Kritik im Künstlerlager führt und vor allem freie Kunstschaffende in Wuppertal um Zuschüsse und ihre Existenz fürchten, können Sie einen positiven Trend vermelden. Statistisch gesehen erfassen Sie zwar nicht alle, aber wohl die meisten Kulturveranstaltungen der freien Szene — nämlich die Besucher und die Anzahl jener Projekte, die das städtische Kulturbüro finanziell unterstützt. Dabei gab es im vergangenen Jahr eine Steigerung in beiden Bereichen: 96.308 Gäste kamen zu 653 Veranstaltungen — im Jahr zuvor waren es 70.610 Zuschauer bei 470 Veranstaltungen gewesen. Wie erklären Sie sich diese Steigerung?

Monika Heigermoser: Im vergangenen Jahr waren das Engagement und die Kreativität unserer Wuppertaler Künstler im Aufwind. Gestiegen ist gleichzeitig das Interesse vieler Wuppertalerinnen und Wuppertaler an Kultur pur und live. Die Auseinandersetzung über Kürzungen für freie Kulturprojekte hat offensichtlich einen positiven Trend angestoßen. Über diesen Trend freut sich das Kulturbüro.

In welchen Bereichen gab es den größten Zuwachs?

Heigermoser: Auffallend war, dass es mehr kleinere innovative Kulturprojekte gab als in den Vorjahren, oftmals gekoppelt mit ungewöhnlichen Kulturorten: Kultur im stillgelegten Schwimmbad, junge Klassik in der Immanuelskirche oder das „Sommerloch“ bei Elba. Und: Alle Künstlerverbände und Galerieprojekte meldeten deutlich mehr Besucher.

Wie bewerten Sie die allgemeine Situation der freien Szene in Wuppertal?

Heigermoser: Ich bleibe dabei: Wir haben hier in Wuppertal eine hochkreative und überaus lebendige freie Kultur-Szene. Dieses kulturelle Potenzial wahrzunehmen und zu pflegen, vom Kulturbüro aus weiterhin Kultur und Kulturschaffende mit finanziellen Mitteln unterstützen zu können, dafür brauchen wir auch in Zukunft den Schutzschirm unserer lokalen Politiker. Nach dem „Jahrestreffen Freie Kultur“ des Oberbürgermeisters sind die Zeichen dafür recht positiv.

Was tut das Kulturbüro, um Wuppertals Künstler zu unterstützen?

Heigermoser: Wir informieren und beraten, schaffen Kontakte und vernetzen. Wir vergeben eigene Fördermittel für Kulturprojekte und holen Fördergelder nach Wuppertal.

Wie entwickelt sich speziell der Wuppertaler Kulturfonds?

Heigermoser: Sehr gut. Mit mehr als 30.000 Euro privaten Fördermitteln können in Wuppertal auch 2012 viele junge Kulturprojekte gefördert werden. Der Kulturfonds gibt jungen Kulturschaffenden eine Chance.