Art Fabrik: Im richtigen Moment am perfekten Ort
Jürgen Wassmuth hat ein sicheres Gespür für den ganz besonderen Augen-Blick. Seine Fotos leben von entscheidenden Details.
Wuppertal. "Es gibt nichts auf der Welt, was nicht einen entscheidenden Augenblick hätte." Und: "Die Kamera ist die Verlängerung meines Auges." Beides soll Henri Cartier-Bresson, legendärer Fotograf und Mitbegründer der Agentur Magnum, gesagt haben.
Der Sprung eines Mannes über eine Pfütze, bis heute eines seiner bekanntesten Fotos, wirkt wie ein zufälliger Schnappschuss. Doch das Bild ist klar strukturiert - bis hin zu dem Plakat im Hintergrund, auf dem eine Tänzerin die gleiche Haltung einnimmt wie der Mann im Vordergrund.
Wichtig ist es, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein - und diese Maxime gilt wohl auch für Jürgen Wassmuth. Unter dem Titel "Die seltsame Gleichheit des Seins" zeigt der gebürtige Westfale jetzt Fotos in der Galerie der Art Fabrik.
Nach dem Leitsatz "Fotos sollen für sich selbst sprechen" werden an der Bockmühle Arbeiten aus mehr als 20 Jahren gezeigt, die bei Wassmuths Reisen durch die Welt entstanden. Offensichtlich ist der 53-Jährige neugierig auf Menschen, denn in seinen Bildern meint der Betrachter nicht allein das Abbild eines besonderen Moments zu sehen - Anekdoten und Schicksale scheinen gleich mitgeliefert zu werden.
Ob Wochenmärkte oder Bushaltestellen: An jedem Ort sieht der Mann, der einst in Dortmund und New York Fotodesign studierte das besondere Detail, das Lokationen einzigartig macht. Eine Grenze zur Entlarvung zu ziehen, fällt oft schwer. Sicher sind seine Aufnahmen aber nie denunzierend.
Waffenbereitschaft in Mexiko, das Schützenfest im Sauerland oder das Wodka-Frühstück in Moskau - alle Fotos eint der wichtige Augenblick, der etwas ganz Prägnantes und Einzigartiges in den Fokus nimmt. Allein diese formalen Ausschnitte heben die Fotografien von Schnappschüssen ab. Alle Fotografen dokumentieren den Sekundenbruchteil.
Aber ebenso wie berühmte Magnum-Kollegen im Stil von Elliott Erwitt oder René Burris scheint Jürgen Wassmuth die besondere Gabe zu haben, zu erahnen, was das Objekt seines fotografischen Interesses wohl als nächstes tun wird. Und dann drückt der Westfale den Auslöser, um festzuhalten, was im Leben so kein zweites Mal passieren wird.