Musical Aufstieg und Fall von „Jesus Christ Superstar“

Der Musical-Klassiker wird im Opernhaus aufgeführt. Die Hauptrollen fordern emotional und stimmlich heraus.

 Rupert Markthaler (links) und Oedo Kuipers (rechts) spielen die Hauptrollen.

Rupert Markthaler (links) und Oedo Kuipers (rechts) spielen die Hauptrollen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Titel macht klar: Jesus Christus ist der Superstar. Eigentlich aber hat Judas den entscheidenden Part. Herausfordernd und sehr emotional sind beide Rollen der Rockoper von Andrew Lloyd Webber (Musik) und Tim Rice (Liedtexte), die nicht zuletzt dank ihrer Verfilmung 1973 weltberühmt wurde. Das Musical „Jesus Christ Superstar“ gastiert zum Jahresende in der Wuppertaler Oper. Die Inszenierung des Oldenburger Staatstheaters um Oedo Kuipers (Jesus) und Rupert Markthaler (Judas) wurde leicht verändert und um heimische Mitwirkende ergänzt. Dramaturg David Greiner verspricht, dass „der Klassiker im Musicalbereich“ den Leuten gefallen werde - nicht zuletzt wegen des „gehaltvollen Inhalts und interessanten Angangs an das Thema“.

„Jesus Christ Superstar“, das erinnert an das Woodstock-Festival 1969 oder das Musical „Hair“ von 1968 mit seinen mittlerweile zu Klassikern gewordenen Songs. Die mit der Kreuzigung Jesu endende Geschichte scheint auf den ersten Blick nicht so recht zum Weihnachtsfest zu passen. Das Staatstheater zeigt aber nicht den historischen Jesus, sondern die symbolische Figur, die eine Massenhysterie auslöst, den Demagogen im guten wie im schlechten Sinn, den Menschen, der zum Superstar aufsteigt und fällt. „Ein sehr aktuelles Thema“ sei das, so Greiner: „Was passiert mit einem Menschen, der erst zur Idealfigur erklärt wird und dann abstürzt?“ Eine Fragestellung, die zeitlos ist und auch an Weihnachten interessiert.

Hinzu kommt, dass die Oldenburger mit Oedo Kuipers und Rupert Markthaler „zwei echt gute Darsteller haben“, weshalb die Wuppertaler die Inszenierung einkauften und zusammen mit dem Regisseur Erik Petersen modifizierten. Bei der Musikaufführung wählte man die „Luxusversion“, die die Rockband um das Sinfonieorchester Wuppertal ergänzt, was den Liedern einen voluminös-konzertanten Sound verleiht. Entsprechend wird der Opernchor um den Jugendchor aufgestockt. Die Leitung übernimmt Markus Baisch. Außerdem treten drei Ensemblemitglieder auf: Sebastian Campione als Kaiphas, Mark Bowman-Hester als Herodes und Simon Stricker als Pontius Pilates und Annas.

Jesus und Judas wohnen
in einer Wuppertaler WG

Sie stammen beide aus musikalischen Familien und lernten sich beim Vorsingen für das Musical „Jesus Christ Superstar“ 2017 kennen: Oedo Kuipers, der im niederländischen Stroobos geboren und bei einer TV-Casting-Show entdeckt wurde, anschließend ein Gesangs- und Schauspielstudium absolvierte, unter anderem im „Phantom der Oper“ auf der Bühne stand und in „MOZART!“ seinen Durchbruch erlebte. Und der gebürtige Ulmer Rupert Markthaler, der Medizin studieren wollte, aber durch das Musical „Elisabeth“ von diesem Weg abgebracht und zu einem Studium aus Schauspiel, Gesang und Tanz gelangte, in „Tarzan“ und im Sommer in „Aida“ gefeiert wurde. Am Musical schätzt Markthaler die Kombination aus Singen und Ausdruck, „dass man meint, was man singt“. Auch Kuipers sieht das so, will aber für anderes, etwa die Popmusik („Da spiele ich eine Version von mir selbst.“), offen sein.

Von Webbers Musical hatten sie zwar zuvor schon gehört, kannten auch den ein oder anderen Titel, nun aber wuchsen sie in ihre Rollen hinein. Der 32-jährige Markthaler empfindet den Part des Judas als spannend und fordernd zugleich: „Ich versetze mich ganz fest in meine Rolle, bin dann Judas, aber ich muss natürlich die Kontrolle behalten.“ „Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Energie da hin und hergeht“,ergänzt der 30-jährige Kuipers. Beide Tenöre gehen nicht nur emotional, sondern auch stimmlich an ihre Grenzen. Kein Wunder: Sie singen, so Greiner, die schwierigsten Musical-Stimmen überhaupt.

Seit Mitte November sind die beiden Künstler in Wuppertal, wohnen in einer Wohngemeinschaft. Von der Stadt haben sie noch nicht viel gesehen, gilt es doch, die auch für sie veränderte Inszenierung zu proben, mit den Wuppertalern zusammenzuwachsen. Am 20. Dezember ist Premiere auf der Bühne im Opernhaus, die dann zu einer Art Manege mit zwei herunter klappbaren Laufstegen wird – Kulisse für Aufstieg, Verrat und Fall des Superstars Jesus Christ.