Kooperation Musikklasse schweißt zusammen
Bergische Musikschule und Ganztagsgymnasium Johannes-Rau haben eine neue Kooperation begonnen.
Sie alle lieben die Musik, den Klang von Geige und Flöte, das Zusammenspiel, „weil ich den Ton dann besser halten kann“, meint die zehnjährige Tatjana pragmatisch. Und weil es ihr und den anderen Kindern (vor allem Mädchen) einfach Spaß macht. Wer die Musikklasse am Ganztagsgymnasium Johannes Rau bei der Orchesterschulstunde erlebt, mag kaum glauben, dass sie erst seit diesem Schuljahr zusammen üben. Dahinter steckt eine neue Kooperation von Bergischer Musikschule und Gymnasium.
Es ist eine Win-win-Situation. Schulleiterin Christiane Genschel hat zwar ein traditionsreiches Orchester mit einem bewährten Leiter, dem Dirigenten Paul Breidenstein, im Haus. Dem aber fehlt zunehmend der Nachwuchs, so dass er vor allem mit Ehemaligen musiziert. Außerdem, so Genschel, „sind wir davon überzeugt, dass Musik, wie überhaupt kulturelle Bildung, für Kinder wichtig und auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist“. Nicht zu vergessen der Zusammenhalt in der Klasse, der durch das gemeinsame Musizieren gefördert wird, wie Erfahrungswerte anderer Schulen belegen. Die Musikschule wiederum freut sich, so deren Leiter Raphael Amend, wenn sie das überholte Image vom Leben im Elfenbeinturm weiter einreißen kann und, indem sie zu den Kindern kommt, Hemmschwellen abbaut und möglichst viele erreicht.
Anfang 2017 kamen die Partner ins Gespräch, erarbeiteten zügig ein Konzept, das nun mit dem Schuljahr 2018/19 an den Start geht, sich gezielt an die Fünft- und Sechstklässler richtet, die weder schon ein Instrument spielen noch Musiknoten lesen können müssen. Dritter im Bunde ist das Bildungsportal NRW der Ministerien für Kultur und Schule, das vor allem mit Rat und Kontakten, etwa zu möglichen Förderern, behilflich ist. Die sind auch dringend nötig, da das Gymnasium Instrumente anschaffen musste und muss. Den Querflöten und Geigen sollen künftig auch mal Celli und andere Instrumente folgen. Die Kooperation ist längerfristig angelegt. Die Leihgebühr hat eher symbolischen Wert.
In einem Zeitraum von zwei Jahren werden die Module Chor und Orchester unterrichtet, die Bestandteile des Stundenplans sind, nicht nebenher laufen. „Es geht dabei nicht darum nur zu unterrichten, sondern auch zu musizieren“, erklärt Corinna Schäfer, Leiterin der Schulkooperation und des Fachbereichs Zupfinstrumente an der Musikschule.
Eine Win-win-Situation für
beide Partner und die Kinder
Weshalb der Unterricht aus einer Schulstunde Instrumentalunterricht und einer Schulstunde Orchester besteht, die jeweils von zwei Lehrkräften (eine der Musikschule und eine des Gymnasiums) geleitet werden. Das, so Genschel, habe den Charme, dass professionelle Partner, die ins Haus kommen, anders wahrgenommen werden als die eigenen Lehrer. Hinzu kommen zwei normale Schulstunden Musikunterricht.
Während die „Chorklasse“ noch nicht zustande gekommen ist, ist die „Orchesterklasse“ schon mittendrin im Geschehen. Die Kinder sitzen im Halbrund auf der Bühne in der altehrwürdigen Aula des Gebäudes an der Siegesstraße. Folgen aufmerksam den Anweisungen von Musikschuldozentin Stephanie Winter, während Musiklehrerin Meike Kerkhoff mit Geige oder Flöte aktiv unterstützt. Es wird gezupft und geblasen, vor allem aber im Takt gezählt, um sich besser abzustimmen. Nach „Auf der Mauer, auf der Lauer...“ und „Bruder Jakob“ stehen bereits die ersten Weihnachtslieder auf dem Programm. Manchmal geht noch die Puste aus, wird der Einsatz leicht verfehlt, erweist sich das Spiel mit zwei Fingern als Herausforderung. Aber die Aussicht, ein Instrument spielen zu können und auch mal Auftritte zu bestreiten, befördert alle. „Die Geige klingt so schön. Vor allem wenn wir zusammen spielen“, sagt die elfjährige Dilara froh und spricht damit den anderen aus dem Herzen. Fortsetzung folgt.