Bernd Bähner: Selbstfindung mit Hingabe und magischen Momenten
Der Künstler liebt Wuppertal genauso wie Indien. Denn Berge sind für den 45-Jährigen Quellen der Inspiration.
Wuppertal. Gleich zwei Berge, durch Kulturen und tausende Kilometer getrennt, inspirieren das gegenwärtige Kunstschaffen Bernd Bähners: der Ölberg, auf dem er sein Atelier unterhält, und der Berg Arunachala im Süden Indiens, zu dem er im vergangenen Winter reiste und dessen Abbild nun in der Marienstraße hängt.
"Irgendwie war es auch eine Pilgerfahrt", reflektiert Bähner seine Indienreise, die ihn zu vielen neuen Kunstwerken inspiriert hat: Zeichnungen, abstrakte und gegenständliche Gemälde, Porträts und farbenprächtige Fotos sind größtenteils auf den quirligen Märkten und an den Stränden von Goa entstanden.
Letztere offenbaren das Gespür des Künstlers für Tiefe, Bildaufbau und den richtigen Zeitpunkt, auf den Auslöser zu drücken. "Das waren magische Momente, als sei da noch eine andere Kraft im Spiel."
Wie bei dem Bild mit der Gruppe junger Männer, in deren Mitte ein wahrlich Erleuchteter mild lächelnd in die Kamera blickt, während seine Begleiter mit verschlossenen Mienen im Schatten bleiben. Oder das der Menschengruppe, die auf einer schmalen Felszunge verloren in der Gischt des Meeres steht.
In Südostasien findet der Wuppertaler Künstler Inspiration. Viele Winter verbrachte er auf Bali, fühlte sich dort unter den lokalen Künstler heimisch und ist von der Stimmung des Landes nachhaltig fasziniert: "Spiritualität ist bei der hinduistischen Bevölkerung normal. Das lädt das ganze Land mit Energie auf und macht offen."
Nun war es für ihn an der Zeit, das Mutterland des Hinduismus kennen zu lernen: Indien. In den überfüllten, lauten Straßen fand der Maler zur inneren Ruhe: "Es geht dabei nicht um Religion, es geht um Wahrheit. Das ist das Ende der Suche."
Am Hügel des Lichts, dem Berg Arunachala, hört auch für viele Pilger die Suche auf. Mit fließenden Formen und Farben bannt Bähner die spirituelle Aura des heiligen Bergmassivs auf großflächige Leinwand. Solche Auflösung und Reduktion von Form war lange Zeit sein vorherrschendes Thema.
Als Konturen und Horizonte jedoch in völliger Auflösung begriffen waren, begann Bähner, wieder gegenständlicher zu arbeiten, behielt aber auch Abstraktes bei. Auf einen Stil will er sich nicht festlegen. Aktmalerei, feinste Tuschezeichnungen, Gemälde und seit neuestem die Fotografie bestimmen sein Wirken.
Mit der Ausstellung seiner Fotos wartete er 25 Jahre lang - fast so lange wie auf seine Berufung als Künstler. Bähner war 31 Jahre alt, als sein Zeichenlehrer Luoke Chen den Chemielaborant ermutigte: "Du solltest was mit Kunst machen - nicht mit Chemie."
Kurz darauf entschied sich der gebürtige Wuppertaler für den künstlerischen Weg, der parallel zu seiner spirituellen Selbstfindung verlief: "Das ist nahezu das Gleiche." Kunst war dagegen das komplette Gegenteil zu seinem Beruf. "Kunst heißt: loslassen, den Verstand ausschalten. Das Kopflastige, das ist die westliche Krankheit. Im Osten gibt es das Prinzip der Hingabe", kommt er auf seine Seelenheimat zurück.
Von dort brachte er die Liebe zu leuchtenden Farben und stilisierten Formen mit, die er auf die engen Straßenschluchten am Ölberg übertrug. Auf ihm findet er ebenfalls Spiritualität, "aber nicht so was Leichtes. Es gibt hier viele nette, aktive Leute, die Aktionen wie den Kunstmarkt oder die Mahl-Zeit auf die Beine stellen." Entsprechend zufrieden betrachtet Bähner seinen zweiten Berg.