Galerist gibt ein malerisches Debüt
In der Galerie Blickfang fördert er Kunst aus Wuppertal. Nun ist er auch selbst kreativ.
Wuppertal. Eigentlich ist Steffen Schneider Galerist mit Leib und Seele, doch als er keine Künstler für eine Ausstellung mit homoerotischen Werken fand, ermutigte ihn ein Freund, selbst zu malen. So entstanden Zeichnungen von männlichen Akten - einzeln und als Paar.
Sein Debüt in der eigenen Galerie Blickfang an der Luisenstraße muss er bei der Vernissage am Sonntag jedoch nicht allein bestreiten: "Auf einmal kamen die passenden Künstler auf mich zu. Das passiert mit ganz oft, dass ich Ideen für Ausstellungen habe und dann auf die richtigen Leute treffe. Da glaube ich etwas ans Übersinnliche", gesteht der 38-jährige Kunstliebhaber.
Auch der Sprayer Emka kam just in dem Moment, als er eine Street-Art-Ausstellung plante. Der Münchner entdeckte die Galerie über den Schaukasten am Döppersberg. Seine Schablonengraffitis mit sadomasochistischen Motiven werden auch in der aktuellen Schau hängen.
Ähnlich mutige und innovative Werke sind seit über einem Jahr in der Galerie an der Luisenstraße zu sehen, die bereits seit 2002 besteht. Doch wurden hier zunächst Auftragsarbeiten angeboten. Daher wusste Schneider, als er sich 2005 von dem Maler und Geschäftspartner Thomas Eiffert trennte, zunächst nicht, wohin der Weg führen sollte. Auf jeden Fall weg von der Auftragskunst.
Zu dem Zeitpunkt organisierte er bereits im zweiten Jahr die Woga (Wuppertaler offene Galerien und Ateliers) und lernte dadurch viele Wuppertaler Künstler kennen. So kam der Entschluss, die Galerie Blickfang für heimische Kunst zu öffnen.
"In Wuppertal schaffen an die 500 freie Künstler. Die Woga wird jedes Jahr größer. Es ist ein irrsinniges Potenzial da", sagt er. "Nur ist der Kunstmarkt noch nicht beackert. Hier entsteht die Kunst, doch die Künstler stellen in Düsseldorf und Köln aus und die Kunden kaufen dort. Jetzt geht es darum, die Kunden hierhin zu locken."
Tatsächlich ziehen die gute Lage in Wuppertals Szeneviertel und interessante Kunstwerke viele Neugierige in das helle Ladenlokal. Doch Schneider resümiert: "Finanziell werde ich dabei nicht reich - aber reich an Zufriedenheit, daher mache ich weiter."
Schneiders Sendebewusstsein endet nicht bei der Kunst. Seit dem vergangenen Jahr ist der bekennende Homosexuelle Vorsitzender und Mitorganisator des Wuppertaler CSD (Christopher Street Day). Er inspirierte ihn, in seinem Rahmen homoerotische Kunst zu präsentieren.
Dafür war er sogar bereit, selbst zur Tat zu schreiten: "Bei meinen Kohleskizzen geht es nicht um Sexus, sondern um Homoerotik im Alltag - wie einen Begrüßungskuss, die Freude beim Fußball, wenn ein Tor fällt, oder eine Kissenschlacht."
Daher interessiert bei der Ausstellung "Homoerotische Sichtweisen" nicht die sexuelle Gesinnung der Künstler, sondern ihre Intention. Neben Emka und Schneider ist Fred Arndt mit Frauenakten vertreten - genauso wie der homosexuelle Künstler Peter Strauch mit Drucken von Männertorsi auf Acrylglas.