Kultur Der Barmer Kulturadvent ist nur der Anfang
Junges Kulturnetzwerk: Kulturadvent ist nur der Anfang einer kulturellen Offensive im Stadtteil
„Barmen begeistert ... mit kultureller Vielfalt“ heißt der griffige Slogan. Der auch auf andere Bereiche des Lebens im Stadtteil angewendet werden soll. Im Rahmen des Projekts „Barmen Urban, Büro für Innenstadtentwicklung“, das die Stadt Anfang 2020 für vier Jahre auf die Schiene gesetzt hat. Den Aufbau eines Kulturnetzwerkes zum festen Bestandteil bestimmt hat. Freilich geriet gerade diese Aufgabe gleich am Anfang unter die lähmenden Räder der Pandemie. Weshalb man bislang nur Impulse habe geben können, erklärt der stellvertretende Projektleiter Frank Manfrahs. Nun aber wird durchgestartet, mit dem Barmer Kulturadvent, der 32 Veranstaltungen an 24 Tagen bietet. Und damit jeden Zweifel am Kulturstandort Barmen im Keim ersticken soll.
Wer an Barmens Fußgängerzone denkt, identifiziert diese bislang nicht automatisch als Kulturstätte. Das könnte sich ändern. Vielfältigkeit, auch in der Kultur, ausgesprochen großer Zuspruch der Menschen, antwortet Monika Brockmann vom Barmer Kulturverein auf die Frage, was ihr zum Stichwort „Kulturstandort Barmen“ einfällt. Und Manfrahs ergänzt, dass es hier tolle Kulturakteure gebe. Die sich auch zahlreich einfanden, als das Projektteam im Juni dieses Jahres zum ersten Treffen in die Räume der Concordia einlud. Ob Vertreter öffentlicher Einrichtungen wie Bühnen, Musikschule oder Kirchengemeinden, ob kulturorientierte Einzelhandelsgeschäfte wie Piano Faust, ob Kunstschaffende wie André Enthöfer oder Dörte Bald, Kulturveranstalter wie Monika Brockmann (Barmer Kultursommer) oder Kulturnetzwerker wie Oliver M. Klamke vom Medien-Netzwerk Wuppertal. Alle daran interessiert, ihr Kulturverständnis breit auf- und in den Dienst des kulturellen Profils Barmens zu stellen. Dabei weder gedanklich noch geografisch engstirnig zu denken, weshalb man sich weder auf die Hochkultur noch streng auf Barmens Zentrum beschränken will. 40 Anrufe habe er damals getätigt, 30 kamen, ein knappes halbes Jahr später umfasst das Netzwerk 70 Personen, sind 50 davon aktiv, berichtet Manfrahs. Die weiteren Treffen sollen reihum stattfinden, um Authentizität und Identifikationsgrad zu erhöhen.
Ein Organisationsteam, dem neben Manfrahs Dörte Bald, Kirsten Kurth (Tanzstation), Melody Kusserow (zukünftiges Museum für Gesellschaffs- und Umweltkunde) und Oliver M. Klamke angehören, ließ den gewonnenen Erkenntnissen auch Taten folgen. Dabei griff es auf ein Format zurück, das Barmen Urban bereits getestet hatte: „Wir hatten 2020 und 2021 schon mal den Barmer Advent mit vier Terminen gestartet“, erklärt Manfrahs. Eine Plattform, die nun gerne aufgegriffen und auf ein stattliches Programm aufgepeppt wurde. Mit Konzerten, Lesungen oder Andacht, mit Führungen, Tanz oder Fotoaktion – an vielen Orten, vom Carnaper Platz, über Lichthof im Rathaus bis zu Oper, von Coba-Galerie und Toelleturm bis zur Gemarker Kirche. Und mit erstaunlich guter Resonanz. Vom Start weg habe es einen Riesenspaß gemacht, freut sich Brockmann.
Anfang nächsten Jahres soll Bilanz gezogen und aufgearbeitet werden. Weitere Projekte stehen noch nicht fest, aber ein größeres Kinder- und Jugendprojekt könne man sich schon vorstellen, sagt Manfrahs. Eine weitere Idee könne vielleicht an das Straßenkunstfestival von 2021 anknüpfen, mit dem Barmen Urban an sechs Tagen und 70 Aktionen die Barmer Innenstadt belebte. Außerdem gebe es da noch den „Barmer Kulturteppich“, Titel der anstehenden Umgestaltung des Werth, der bewusst an die Tradition der Teppichherstellung in Barmen anknüpft. Das könne doch eine attraktive Bühne für weitere Kulturveranstaltungen sein.
Bis zur Fertigstellung oder bis zum nächsten Advent freilich will das Kulturnetzwerk nicht ruhen. „Wir sind viel zu kribbelig, um zu warten“, sagt Brockmann. Und: Über die Kulturveranstaltungen kommen die Menschen zusammen, profitieren davon, sowie der Stadtteil selbst, das sei Herzensangelegenheit, „schließlich lebe ich ja hier“. Der Stadtplaner wiederum zitiert Dörte Bald, die gesagt habe, „Kultur sei Stadtentwicklung“. Und gesellschaftliche Entwicklung.
Ein Stadtteil macht sich voller Begeisterung auf den Weg, um seine kulturelle Vielfalt zu entdecken.