Der Blickfang hinterm Opernhaus

Der Videokünstler Kai Fobbe hat jetzt auch das Opernhaus in sein Großprojekt „42xxx“ einbezogen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wer am Barmer Bahnhof vorbeikommt, wird jetzt aus seinem Alltagstrott gerissen: Auf der Rückwand des Opernhauses erscheint in dreifacher Ausführung der Tänzer und Choreograph Jean Laurent Sasportes. Die Videoinstallation von Kai Fobbe zeigt ihn an mehr als 100 Orten im Bergischen Land. In Gebärdensprache gibt Sasportes jeweils die genauen GPS-Koordinaten an. Fobbe hat die Arbeit in sein Großprojekt „42xxx“ integriert, für das er im gesamten Stadtgebiet Videos auf Fassaden, Schornsteine und in Schaufenster etwa an der Wittensteinstraße projiziert.

Mit den Bühnen war er sich schnell einig. „Ich war gleich einverstanden“, sagt Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, der Fobbes Arbeiten seit mehr als zehn Jahren kennt. „Sonst nutzen wir die Wand für Eigenwerbung. Die haben wir zurückgenommen, um das Kunstwerk zu ermöglichen: Jean Sasportes findet hier ja die beste Wand.“

Die dreiteilige Installation soll dort „erst mal laufen, bis es heller wird“, so Schaarwächter. Fobbe hofft hingegen, über die ganze Laufzeit des Projekts, also Ende 2017, auf dieser Wand zu sehen sein wird.

Die Videoarbeit am Opernhaus markiert die Halbzeit. Die Finanzierung für 21 Orte hat Fobbe im mühsamer Kleinarbeit zusammenbekommen — beim Projekt am Opernhaus hat die Barmenia die Produktionskosten übernommen, die Versicherung kann sich auch noch weitere Orte vorstellen. An jedem Platz zeigt der Künstler individuell darauf zugeschnittene Filme, zum allergrößten Teil mit der Tänzerin Regina Advento. 42 Orte sollen es im Idealfall werden.

In der Elberfelder Innenstadt laufen auf fünf Flächen derzeit weihnachtliche Motive mit den Heiligen drei Königen bis hin zu goldenen Schneeflocken. Am Arrenberg sind die Filme in der Simonsstraße, am Helios-Krankenhaus und an der Villa Media zu sehen. An der Gutenbergstraße und am Wichlinghauser Markt entstehen Arbeiten. Die riesige Projektionsfläche am Barmer Heizkraftwerk ist von der Schwebebahn und von der Höhne aus kaum zu übersehen.

„Ich merke immer mehr, dass die Leute es groß haben wollen, aber ich würde gern mal nur einen Pflasterstein bespielen“, sagt Kai Fobbe. Er hat beobachtet, dass die „Menschen tagsüber anderes zu tun haben, als sich die Installation anzugucken“. Nach Geschäftsschluss blieben sie eher stehen, um sich auf den langsamen Fluss der Filme einzulassen.

Er habe sich gefragt: „Was will ich? Gehe ich mit der Geschwindigkeit mit und beschleunige das Tempo meiner Filme, um auf den Inhalt aufmerksam zu machen?“ Er hat sich für den umgekehrten Weg entschieden, um einen Kontrapunkt zum Geschwindigkeitsdruck zu setzen: „Ich werde noch langsamer. Ich nehme mich noch mehr zurück bei der Farbe, beim Tempo, bei den Schnitten, bei der Lichtintensität.“