Die Meister von morgen feiern den Frühling
Wuppertal. „I hate music, but I like to sing” — der kesse Titel aus den Bernstein-Liedern trifft es nicht ganz: Dass sie die Musik hassen, kann man den jungen Interpreten wohl nicht gerade nachsagen, aber dass sie das Singen lieben, ist offensichtlich.
Die neun jungen Damen und ein junger Herr, die am Donnerstagabend in der Immanuelskirche auftraten, sind auf dem besten Weg in die Professionalität.
Dem Thema „Frühling“ widmen sich die „Meister von morgen“ sowohl mit romantischem Liedgut als auch mit neuerem Liedgesang. Ausbilderin Brigitte Lindner von der Musikhochschule kann auf ihre Schützlinge stolz sein: Vorsichtig führt sie die jungen Sopranstimmen in die Höhe, sauber gelingt die Tonbildung, fein moduliert das leichte Timbre die Stimmen. Obwohl sich die Studierenden auf unterschiedlichen Stufen befinden, ist die klare Linie der Ausbildung auszumachen: Da gibt es den dunkel gefärbten Sopran mit charaktervoller Höhe, die gelungene dramatisch-romantische Gestaltung, die präzise Artikulation, das kraftvolle Volumen, das unangestrengte, freie Singen, und die frische Stimme, die auch mit dem Musical gut zurecht käme.
Manchmal gewinnt die Aufregung ein wenig und lässt die Stimme forciert klingen, manchmal will man mit dem kraftvollen Volumen punkten, wo weichere Nuancen auch gut anstünden. Insgesamt aber überwiegt der positive Eindruck von einem ausgesprochen guten Nachwuchs-Potenzial. Ob Schumanns Mignon-Lieder, die sehnsuchtsvollen Brahms-Lieder, Dvoraks Zigeunermelodien, die frühen Alban Berg-Lieder oder die zauberhaften „Siete Canciones“ von Manuel de Falla: Immer überzeugen große Musikalität und engagierter Vortrag. Den Sopranistinnen Anja Kiel, Carolin Loß, Alishia Funken, Lucia Martinaz, Joanna Lissai und Ekaterini Koufochristou, den Mezzosopranistinnen Dimitra Kalaitzi-Tilikidou, Katharina Hahn und Manon Blanc-Delsalle und dem Bariton Björn Köller darf man eine blendende Zukunft voraussagen.
Dozent Matthias Wierig begleitet feinfühlig am Flügel — auch die Studierenden Michael Lang und Eri Uchino erweisen sich als einfühlsame Liedbegleiter. vp