Ein Gewinn für die Gegenwart
Natürlich werfen Wiederaufnahmen und Neueinstudierungen Fragen auf: Was ist wirklich neu, was ist anders? Ist die Inszenierung überhaupt noch zeitgemäß oder das Thema womöglich längst überholt? „1980“ ist ein Sonderfall.
Die allerwenigsten Gäste, die die Neueinstudierung frenetisch feierten, dürften die Uraufführung vor 32 Jahren live erlebt haben — oder sich, sofern sie denn dabei waren, lückenlos erinnern. Was zählt, ist ohnehin die Gegenwart. Und in der beweisen die Tänzer, dass sie nach wie vor auf höchstem Niveau agieren. Eindrucksvoller könnten sie kaum beweisen, dass sie die Arbeit ihrer Prinzipalin mit Herzblut und Elan fortsetzen möchten: Sie strahlen eine solche Lebens-, Tanz- und Theaterlust aus, dass das Zuschauen eine wahre Freude ist.
Dabei dürfte außer Frage stehen, dass nach dem Tod von Pina Bausch tatsächlich Neues folgen muss, wenn das Ensemble nicht Gefahr laufen möchte, „nur“ noch das Repertoire am Leben zu halten. So lange jedoch noch nicht absehbar ist, wie es auf gänzlich neuen Wegen weitergehen könnte, kann man sich an Abenden wie diesen erfreuen: Die jüngsten Neueinstudierungen sind allesamt ein Gewinn — und dabei alles andere als „verstaubt“, sondern ohne Weiteres in die heutige Zeit übertragbar.