Ein Verlag setzt auf wilde Wesen: In Wuppertal sind die Aliens los
Der Peter Hammer Verlag möchte mit seinem neuen Programm die Sinne schärfen und anspruchsvolle Literatur bieten.
Wuppertal. Aliens sind im Anmarsch. Wer es nicht glaubt, hat es bald schwarz auf weiß: Der Peter Hammer Verlag kündigt "Unheimliche Begegnungen auf Quittenquart" an und hofft dabei auf einen wahren Bilderbuch-Start. Denn Nadia Buddes neues Werk hat nach Ansicht des Wuppertaler Verlagsteams alles, was kleine Kinder mit großer Freude verschlingen: einen plakativen Comicstil und eine kunterbunte Mischung aus ziemlich skurrile Wesen.
Die Aliens, die die Berliner Bilderbuch-Autorin fröhlich ins Rennen schickt, wollen von Wuppertal aus die Welt erobern - und das in bester Absicht. Kein Grund zum Gruseln also: Die Helden vom Planeten Quittenquart sind nur ganz kurz zum Fürchten und schon bald sehr sympathisch. Buddes Band ist zwar nur einer in einer ganzen Reihe an neuen Büchern - aber ein ziemlich bezeichnender. Denn der Wuppertaler Verlag verspricht in seinem Herbstprogramm wieder anspruchsvolle Literatur für junge Leser und Autoren, die - wie Budde - mit Auszeichnungen wie dem Deutschen Jugendliteraturpreis aufwarten.
Wem Aliens fremd sind, der kann sich vielleicht mit Affen anfreunden: Mit "Shorty", den abenteuerlichen Erlebnissen eines Professors auf einer einsamen Insel, lenkt Andrea Hensgen wissbegierige Kinderaugen auf einen tierischen Forschungsbereich. Bei ihr dreht sich alles um Affen.
Auch das Verhalten einer Raubkatze gibt Rätsel auf: Mandana Sadat erzählt ihre Geschichte ("Mein Löwe") ohne ein einziges Wort. Ihr Bilderbuch-Kollege Tobias Krejtschi ("Wie der Kiwi seine Flügel verlor") setzt währenddessen auf märchenhafte Figuren und einen neuseeländischen Mythos.
Doch in der Bücherriege, die ab Juli ausgeliefert wird, findet sich nicht nur Lesestoff für Kinder und Jugendliche. Auch Literatur aus Afrika hat ihren festen Platz im druckfrischen Programm. Diesmal ist es Sefi Atta, die ihre Leser auf einen fernen Kontinent entführt. Ihr zweiter Roman ("It’s my turn!") spielt in Lagos - wo zwei Freundinnen ums Überleben kämpfen müssen. Während Werner Petermann neue Denkansätze ("Anthropologie unserer Zeit") vorstellt, ist Wolf Erlbruch wieder mit einem "Kinderzimmerkalender" vertreten. "Nur Mut!" ist sein Motto.
Beherzt gibt Monika Bilstein auch der Verbindung von Naturwissenschaft und Romantik eine Chance. Die Verlagsleiterin schaut - zusammen mit dem Philosophen Jens Soentgen - "Von den Sternen bis zum Tau". Weshalb sein Naturbuch in Wuppertal erscheint? "Weil es kein gewöhnliches ist. Es lockt, alte Pfade zu verlassen und die Welt neu zu sehen, schüttelt die Gewohnheiten und schärft die Sinne."
Wer in diesem Sinne nicht nur Aliens von fremden Planeten erwartet, sondern die Unterschiede zwischen Mann und Frau, die in unmittelbarer Umgebung zu entdecken sind, schon jetzt fremdartig genug findet, wird ebenfalls fündig: Barbara Potthast ("Von Müttern und Machos") hat ihre Geschichte der Frauen Lateinamerikas neu überarbeitet.