„Brücke und Blauer Reiter“ Expressionistische Lyrik: Performance im Von der Heydt-Museum

Die Ausstellung „Brücke und Blauer Reiter“ ist noch bis 27. Februar im Von der Heydt-Museum zu sehen. Sie steht ganz im Zeichen des Expressionismus.

In Live-Performances machen Mitglieder des Schauspiels – hier Julia Meier – in der Ausstellung „Brücke und Blauer Reiter“ Schlüsselwerke expressionistischer Lyrik erlebbar.

In Live-Performances machen Mitglieder des Schauspiels – hier Julia Meier – in der Ausstellung „Brücke und Blauer Reiter“ Schlüsselwerke expressionistischer Lyrik erlebbar.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Strahl in Strahl, verliebte Farben, Sterne, die sich himmellang umwarben.“ Zu den aus einem Lautsprecher hallenden Versen von Else Lasker-Schüler posiert eine Person vor dem Gemälde „Der schlafende Pechstein“ von Erich Heckel. Sie ist gekleidet wie der schlafende Protagonist des Werkes. Beides, das Gedicht „Ein alter Tibetteppich“ und das Bild, stammen aus dem Jahr 1910, der Zeit des Expressionismus. Die Schauspielerin nimmt den Raum ganz für sich ein und schlägt durch ihr Spiel eine Brücke zwischen Malerei und Lyrik.

Diese und weitere Gemäldebespielungen konnten die Besucher des Von der Heydt-Museums jetzt erleben: Passend zur Ausstellung „Brücke und Blauer Reiter“ präsentierte das Schauspiel Wuppertal gelebte Gedichte. Mit ganzem Körpereinsatz stellten die Ensemble-Mitglieder Kevin Wilke, Konstantin Rickert, Thomas Braus und Julia Meier expressionistische Lyrik und Bilder in einer Live-Performance da. Zur Verwendung kamen Texte der Zeitgenossen Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler, Jakob van Hoddis, Georg Heym und Georg Trakl. Die genauen Textpassagen waren bis zur Aufführung unbekannt, was am „improvisierten Charakter der Veranstaltung lag“, so Marie Collette von den Wuppertaler Bühnen. „Lediglich die Gemälde, Kostüme und ein Grundstock an Texten wurden vorab ausgewählt.“

Nach dem Rundgang durch die Räume des Expressionismus endete die Vorstellung im Saal des Abstrakten Expressionismus nach 1945. Hier rezitierte das Team, zur Zeit passend, das Gedicht „Corona“ von Paul Celan: „Es ist Zeit, daß es Zeit wird. Es ist Zeit.

Nach dem Pilotprojekt 2020 ist dies die zweite Veranstaltung dieser Art. Entstanden war die Idee zu diesem interdisziplinären Projekt während eines Treffens zwischen Museumsleiter Roland Mönig und Thomas Braus, Intendant des Schauspiels Wuppertal. Das erfolgreiche Zusammenspiel von Schauspiel, Sprache und bildender Kunst wurde mit der gestrigen Veranstaltung weitergeführt. „Wir haben versucht, das Thema Expressionismus in verschiedenen Medien zu bespielen“, sagt Mönig. Ziel sei es, „die Konventionen des Musealen zu sprengen“. Und die Zusammenarbeit soll auf jeden Fall weitergehen. „Wir freuen uns immer über solche Kooperationen. Im Rahmen dieser Ausstellung bot sich das an, da sich der Expressionismus durch alle Kunstströmungen zieht“, sagt Marion Meyer, Sprecherin des Museums.

Das Von der Heydt-Museum stellt seit November Vertreter der Künstlergruppen „Brücke“ und „Blauer Reiter“ aus. Dazu präsentiert die Ausstellung Hauptwerke der wichtigsten Repräsentanten aus den Jahren 1905 bis 1914, unter anderem Bilder der „Brücke“-Protagonisten Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Emil Nolde sowie der Gründer des „Blauen Reiter“ Wassily Kandinsky und Franz Marc. Zu sehen ist die Ausstellung bis 27. Februar – allerdings sind alle Zeitfenster-Tickets ausgebucht.

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