Ausstellung von Farbtal Mit Farbe und Licht im Lebensraum Stadt Kunstgrenzen einreißen

Während viele in der Coronakrise zur Untätigkeit gezwungen sind, ist Gregor Eisenmann aktiver denn je. Wollte auch endlich sein Atelier als Ausstellungsraum nutzen, plante mit Ralf Silberkuhl eine Ausstellung.

Ralf Silberkuhl und Gregor Eisenmann stehen zusammen für „Farbtal“. Sie lassen mit Collagen aus Videos, Fotos und Ton alles leuchten, machen aus Schaufenstern Filmleinwände, Gebäude werden zu Fernsehschirmen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Als der erste Lockdown kam, war für Gregor Eisenmann klar: „Ich muss was tun, mich in das Gefühl der leeren Stadt hineinbegeben.“ Er tat es mit Auto, i-Pad, Beamer und Akku. Tauchte an die zehn Mal und ohne Vorankündigung an verschiedenen Orten der Stadt auf, um seine animierten Bildcollagen an die Giebelwände, Gebäudetürme, Mauern oder Brücken zu projizieren. Live-Performances waren das, mit einigen vorbereiteten Bildelementen, die er übereinander zog, während er neue Zeichnungen auf sein IPad brachte. 15 Minuten maximal dauerte ein Auftritt, „dann war der Akku leer“, erzählt er. Viel Euphorie habe er damals erlebt. Anfang November kramte er die Idee wieder hervor und bespielt seither sein Atelier an der Düppeler Straße. Mit dabei sein Partner Ralf Silberkuhl und Achim Konrad. Das Team von Farbtal.

Das Atelier auch als Ausstellungsraum nutzen

Während viele in der Coronakrise zur Untätigkeit gezwungen sind, ist Gregor Eisenmann aktiver denn je. Wollte auch endlich sein Atelier als Ausstellungsraum nutzen, plante mit Ralf Silberkuhl eine Ausstellung. Der zweite Lockdown unterbrach das Unterfangen, forderte die Kreativität heraus. Nach kurzfristigen Umplanungen wurde das, „was drinnen gezeigt werden sollte, nach draußen gestülpt“. Der Galerieraum wurde zur Abspielplattform, die Fenster zu Filmleinwänden und Fotoleuchtkästen. Ganz im Sinne von Farbtal, das sich mit dem urbanen Raum visuell und lautmalerisch auseinandersetzt, die Stadt als Galerie und Museum begreift und erweitert „und somit in den direkten Lebensraum“ eingreift, so dass „die Grenzen zwischen Street Art und akademischer Kunst verschwimmen“.

Sechs Fenster und eine Giebelwand werden seit dem 6. November bespielt, setzen in den frühen Abendstunden künstlerische Akzente in einer Gegend, die sonst nur von Leuchtreklameschrift und der Jahreszeit geschuldeter Weihnachtsbeleuchtung erhellt wird. Die Ecke Uellendahler/Eckernförder/Schleswiger Straße ist kein kultureller Hotspot. Nun erleuchtet Farbtal den urbanen Raum mit Video, Foto und Soundcollagen, irritieren das Auge der Passanten. Am ehesten an Eisenmanns Aktion vom Frühling erinnert dabei die Projektion, die er auf eine Giebelwand wirft, die etwas oberhalb frei steht. Ein steter Wechsel von Farben, Formen, Strukturen, Mustern, Worten, der aufgrund der h Höhe und Größe der „Leinwand“ auch von weitem gesehen werden kann.

Die Atelierfenster selbst zeigen zwei Installationen von Eisenmann. Eines ist ein Guckkasten, der mit Strahlern und wild hineingeschriebenen Worten bestückt ist (mit dem er vor kurzem schon in der Zukunftsküche am Döppersberg die Neugier weckte). Eines bringt verschiedene Bilder, die meist auf der Nordbahntrasse entstanden sind, auf eine Regenschirmkuppel. Ein Spiel mit Strukturen sei das, erklärt Eisenmann.

Ralf Silberkuhl hat zwei Fenster gestaltet. Er zeigt durchdachte Montagen aus Gebäuden, Tanz, Straßen, Menschen, die von innen angeleuchtet werden. Suchbilder, in die man den Blick versenken kann. In zwei weiteren Fenstern werden im Wechsel mehrminütige Videos abgespielt. Silberkuhl filmte zwei Tänzer, die sich in einem der beiden wild bewucherten Atrien des alten Schauspielhauses anmutig bewegen. Eisenmann steuert einen Film bei, den er im damals noch leeren Atelier mit einer Tänzerin und einer Schauspielerin gedreht hat. Sie befinden sich im weißen undefinierbaren Raum. Wechseln dabei für den Zuschauer von einem ins andere Fenster und zurück. Alles wird von Soundcollagen begleitet, die Achim Konrad erstellt hat. Sie kämpfen gegen den lauten Straßenverkehr an.

Positive Kommentare
in den sozialen Medien

Die frühabendliche Schau kommt an, wecken die Neugier. Viele Passanten zücken ihr Handy, versuchen Einzelheiten in den Bildern und Installationen zu erkennen. Einmal seien Leute mit Tisch und Stuhl gekommen und hätten sich auf den Bürgersteig gesetzt, erzählt Eisenmann. In den sozialen Medien gebe es viele positive Kommentare.

Zwei Wochen sollte die Ausstellung dauern, mittlerweile sind es mehr als doppelt soviel geworden, ein festes Enddatum gibt es nicht. Das positive Feedback erhöhe den Spaß, sei eine Anregung weiterzumachen, sagen die Künstler. Auch mit anderen Bildern, Installationen, Filmen, meint Silberkuhl. Vielleicht auch mit einem virtuellen Feuerwerk an Silvester. „Hier und da, dann und wann wird die Plattform abheben und in der Stadt ihre Spuren hinterlassen“, heißt es bei Farbtal.