„Festivals hielt ich für blöd“

Günther Weißenborn vom Marionettentheaterüber Tourneen, Comedy und seinen Sinneswandel.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Müllers Marionetten-Theater hat ein enormes Reportoire — vom klassischen Märchen über Werke der Weltliteratur bis zu szenischen Konzerten moderner Musik. Jetzt hat Günther Weißenborn (63), Inhaber und Puppenspieler, Kollegen zum ersten Wuppertaler Figurentheater-Festival eingeladen.

Herr Weißenborn, warum veranstalten Sie Ihr erstes Festival 31 Jahre nach der Gründung Ihres Theaters?

Günther Weißenborn: Ich schätze Festivals eigentlich nicht, ich hielt die immer für blöd. Die haben oft nichts mit Qualität zu tun, sondern laufen nach dem Motto: Lädst du mich ein, dann lade ich dich ein.

Wie kam es zu dem Sinneswandel?

Weißenborn: Wir wollten inhaltlich mal wieder etwas anderes machen. Es ist auch ein Dankeschön an die Wuppertaler, denn sie haben mit ihren Sach- und Geldspenden unser Theater gebaut. Damit haben wir ein Riesenprivileg.

Warum?

Weißenborn: Es gibt kaum professionelle Marionettentheater in Deutschland, die ein eigenes Haus haben. All die, die durch die Lande ziehen, tun das, weil sie kein festes Theater haben.

Sie waren mit den Familienkonzerten auch deutschlandweit unterwegs.

Weißenborn: Ja, nachdem wir Peer Gynt mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester gemacht hatten, meldeten sich sofort die Berliner und dann die anderen Orchester. Bei Klassik als Familienprogramm muss man sich etwas einfallen lassen, damit die Kinder nicht nach zehn Minuten einschlafen. Mit unseren Geschichten bleiben sie hellwach und hören auch die leisen Passagen. Sie werden für die Musik buchstäblich aufgeschlossen. Diese Konzerte waren lange ein wichtiges Standbein für uns.

Jetzt nicht mehr?

Weißenborn: Es geht nur mit Orchestern, weil die dafür einen Etat haben — und die machen heute viel selbst. Denn die Familienkonzerte sind nicht so günstig zu haben. Die Technik ist aufwendig, ich brauche einen Dreieinhalb-Tonner, um alles zu transportieren.

Im Comedy-Bereich gibt es mittlerweile auch eine Menge Puppenspieler. Wie finden Sie das?

Weißenborn: Herrlich. Richtig gut gefällt mir Sascha Grammel mit seinem „Hetz mich nicht“ — ein begnadeter Bauchredner, der dazu die Themen genau trifft.

Ihre Frau und Sie kommen aus der „ Hochkultur“ — Sie waren Operndramaturg in Lübeck, Bremen und Düsseldorf, Ihre Frau Ursula ist Künstlerin. Haben Sie den Schritt zum Figurentheater je bereut?

Weißenborn: Nicht einen einzigen Tag. Das einzige, was mir fehlt, sind die vielen Stunden Hauptproben bei Wagners „Ring des Nibelungen. Da musste ich die ganze Zeit nichts anderes tun, als dasitzen und mit Genuss zuhören.