Geburtstagskonzert mit Arien und Regentropfen

Zur 200-Jahr-Feier von Barmen spielt das Sinfonieorchester vor dem Rathaus.

Wuppertal. Wuppertaler sind mit allen Wassern gewaschen. Wasser von oben lässt die Hartgesottenen also völlig kalt: Eingehüllt in blaue Plastikponchos und beschützt von riesigen Schirmen harrt die große Zuhörerschar auf dem Johannes-Rau-Platz beim letzten Höhepunkt des Tages zur 200-Jahr-Feier Barmen aus, um dem Geburtstagsständchen der Wuppertaler Sinfoniker zu lauschen.

Oberbürgermeister Peter Jung tröstet: "Einen wahren Wuppertaler kann nichts entstellen", und obwohl er zweimal von der 100-Jahr-Feier spricht, applaudieren ihm alle amüsiert. 1908 gab es natürlich auch Musik: Chorgesang der Männergesangsvereine Barmen, Fanfarenblasen, Glockengeläute und Choralblasen von den Türmen der Barmer Kirchen sowie zackige Märsche von Militärkapellen.

Die hätte Gastdirigent Hilary Griffiths sicher auch gut dirigieren können. Diesmal aber bewegt sich das bunte Programm auf hohem Niveau, gilt es doch auch, einem Kandidaten für die Stelle des Opern-Dirigenten im bald wieder eröffnenden Opernhaus mit diesem Konzert ein Forum zu geben.

Also dirigiert Griffith ein schönes Programm mit bekannten Opern-Ouvertüren, Zwischenspielen, Arien und Cavatinen. Er führt sachkundig durch den Abend, lässt sich von Wind und Wetter nicht beirren. Gut aufgelegte Musiker folgen seiner Stabführung, aus der Professionalität spricht, aber auch ein gewisser Glattschliff, der wenig Überraschendes bietet.

Sopranistin Elena Fink im rosafarbenen Ballkleid und Bariton Thomas Laske glänzen in ihren Rollen aus Mozarts "Die Hochzeit des Figaro", Rossinis "Barbier von Sevilla", Bizets "Carmen" und Donizettis "Don Pasquale". Laske merkt man den Spaß an, seine Cavatine im "Barbier" so richtig herauszuschmettern, und Elena Fink geizt nicht mit strahlenden Höhen und sanftem Pianissimo.

Da werden sogar die spielenden Kinder still, lauschen verzückt der fernen Musik, die geradewegs aus dem Himmel zu kommen scheint. Und das rege Treiben, das sonst auf dem Werth pulsiert, ruht. Auf allen Bänken, in den Cafés und sogar auf den Stufen zum Rathaus hinter der Bühne verzaubern die Opernmelodien die Menschen. "Großartig", sagt ein Mittvierziger immer wieder, "ich stehe sonst nicht so auf Opern, aber das hier ist der helle Wahnsinn." Und zur finalen Fledermaus-Ouverüre von Johann Strauß wagen die Kleinen beim Wiener Walzer sogar ein Tänzchen.

Auch die drohenden dunklen Wolken warten mit dem nächsten Regenguss, so dass die Überraschung, die Peter Jung eingangs angekündigt hatte, gelingt: Die sechs Bäume auf dem Platz erstrahlen, von Bodenlampen aus angeleuchtet. "Das geht langsam, weil die Lampen vorglühen müssen", erklärt der Oberbürgermeister und fügt launig hinzu: "Das kennen wir hier in Barmen, das geht im Rathaus auch manchmal so."