Abschied „Sie haben der Stadt ungemein gut getan“
Gelungenes Abschiedskonzert der Generalmusikdirektorin Julia Jones in der Historischen Stadthalle.
Am Ende strahlten alle um die Wette, wollte der Applaus, den die einen spendeten und die andere zurückgab, nicht aufhören. Am Montagabend sagte Julia Jones beschwingt „Auf Wiedersehen“ zum und mit dem Wuppertaler Publikum, darunter auch ihr Nachfolger Patrick Hahn.
Ihr Abschiedskonzert in der Historischen Stadthalle stand gleich in mehrfacher Hinsicht für Aufbruch. Für die scheidende Generalmusikdirektorin (GMD), die das Sinfonieorchester nach fünf Jahren verlässt, für Wuppertal, das sich wegen sinkender Inzidenzwerte auf weitere Live-Konzerte mit dem neuem GMD freuen kann. Und für die Auswahl der Musikstücke.
Giuseppe Verdis Oper Nabucco (1841) war sein erster großer Erfolg auf der Bühne, sie wurde im Nachhinein zum musikalischen Ausdruck von Freiheitsstreben und italienischer Nationsbildung erklärt. Die Ouvertüre ist ein Potpourri der darin enthaltenen zauberhaften wie allseits bekannten Melodien – eine wunderbare wie kraftvolle Einstimmung, die am Montag sofort Feierlaune weckte.
Auch Felix Mendelssohn-Bartholdys vierte Sinfonie von 1833, die sich literarisch von Goethes Italienischer Reise inspirieren ließ, hat einen spritzigen, südländischen Charakter, weshalb sie gerne „Italienische“ genannt wird. Das Orchester setzte das Hauptwerk des Abends voller Elan und präzise in Szene.
Zuvor hatte Nikolai Mintchev als Solist in Camille Saint-Saëns „Introduction et Rondo capriccioso“ seine Extraklasse bewiesen. Der französische Komponist hatte das Stück 1863 für den Geigenstar Pablo de Sarasate geschrieben, ein Feuerwerk geigerischer Artistik mit enger Affinität zu spanischer Folklore.
Im ausgelassenen Dialog mit Orchester und Dirigentin bewies der erste Konzertmeister seine virtuose Perfektion. Der letzte Auftritt des Sinfonieorchesters unter der konzentrierten und energischen Leitung von Julia Jones beschloss so auf überaus gelungene Art und Weise ihre Wuppertaler Zeit.
Große Freude über das doch noch zustande gekommene Live-Konzert prägte auch die verschiedenen Reden. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erinnerte sich an seine erste intensivere Begegnung mit Jones im Rahmen seines Ämtertauschs mit Opernintendant Berthold Schneider, den diese schlichtweg als Schnapsidee bezeichnet habe. Beginn eines dreiwöchigen intensiven Austauschs, in dessen Verlauf er Jones’ Klarheit, Direktheit einerseits und Wärme und Verbundenheit andererseits schätzen gelernt habe.
Der OB bedankte sich für ihre Arbeit, namentlich die Initiierung der Uptown Classics-Reihe, die das Orchester mit der Stadt verbinde, und die Konzertauswahl mit ihrer ganz eigenen Handschrift. Die GMD habe wichtige Impulse gegeben, habe sogar bei der Ermittlung ihres Nachfolgers mitgewirkt: „Sie haben der Stadt, dem Orchester und den Bühnen ungemein gut getan. Ihr Weggang schmerzt.“
Gründung der Orchesterakademie für Nachwuchsmusiker
Auch Daniel Siekhaus, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, sparte nicht mit Lob für Jones’ „ganz eigenen Stil“, die vielen Stücke, die „Sie uns haben kennenlernen lassen“, die Musik, die sie in die Stadt getragen und die Gründung der Orchesterakademie für Nachwuchsmusiker, die sie erreicht habe. Er schätze ihre Direktheit und ihren Humor, so Siekhaus weiter, der seine Hoffnung ausdrückte, dass sie auch künftig als Gast den Dirigentenstab in Wuppertal hin und wieder in die Hand nehmen werde: „Danke für Ihre phantastische Arbeit in Wuppertal.“
Sichtlich gerührt bedankte sich die so Geehrte, an erster Stelle beim Orchester: „Sie können stolz und dankbar für diese Musiker sein, ohne die ich arbeitslos wäre. Ich liebe jeden einzelnen.“ Dank gab sie auch für das phantastische und ungewöhnliche Publikum, „das jeden Blödsinn mitmacht“ und für „die tollen Menschen, die tolle Stadt“.