Glück und Elend: Peter Gülke auf den Spuren der Romantik
Der frühere Generalmusikdirektor stellt heute sein neues Schumann-Buch vor. Er freut sich auf die Rückkehr nach Wuppertal.
Herr Gülke, Sie stellen heute in Wuppertal ein Buch über Robert Schumann vor. Es sind in diesem Jahr etliche Publikationen anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten erschienen. Warum ein weiteres Schumann-Buch?
Peter Gülke: Ich schreibe ein Buch nicht gegen andere Autoren, sondern weil ich als Musiker die Sorge habe, dass die Musik der großen Meister immer von der Biografie aus gedeutet wird. Aber die Musik formt ja auch das Leben. Und man kann nicht nur musikintern deuten. Deshalb muss man das Wechselverhältnis sehen. Natürlich gibt es in meinem Buch auch psychologische Aspekte, etwa seine sehr intensive Beziehung zu Clara, die in fast jedem Werk mit "drin" ist.
Gülke: Die romantische Befindlichkeit schließt doch ein, dass mitten im Glück das Elend eintritt. Auch Schumanns Leben hat unglaublich extreme Amplituden gehabt. Er ist daher unbedingt ein Kind seiner Epoche.
Gülke: Nein, chronologisch ist es nicht aufgebaut. Dafür gibt es im Anhang auf 15 Seiten eine ausführliche Biografie in Übersichtsform für den Leser, der sich zunächst einen Überblick über Schumanns Leben verschaffen will. Mein Buch ist vielmehr eine Kette von Essays. Es gibt Dinge, die kaum erwähnt werden, die Oratorien etwa kommen zu kurz. Und von den Liedern habe ich Zyklen exemplarisch ausgewählt. Einige Klavierstücke aber habe ich ziemlich genau analysiert.
Gülke: Ja, wenn die Deutung der Musik plausibel mit seiner psychologischen Verfasstheit einhergehen kann. Schumann hat eine so große Sensibilität für seine Epoche gehabt. Er hat begriffen, dass die Klassik nun endgültig vorbei ist. Was bedeutet das für eine junge Generation? Schumann hat sich sehr bewusst neu orientiert und dabei zunächst ganz auf das Klavier konzentriert.
Gülke: Wuppertal hat auch seine Provinzialitäten, aber ich habe hier sehr schöne Dinge erlebt, besonders auch von Seiten des Publikums. Und ich habe in der Oper wichtige Werke aufgeführt, etwa den ganzen Ring und die Mozart-Opern. Ich freue mich auf Wuppertal und hoffe, dass ich auch einige Musiker wieder treffen werde.