Musik fürs Image: Bayer setzt wieder aufs Klavier
Die Pianisten-Reihe geht in die elfte Saison.
Wuppertal. Kultur ist im besten Fall nicht nur ein Genuss, sie tut auch dem Image gut. Hans-Georg Dellweg (Bayer-Unternehmenskommunikation) macht deshalb keinen Hehl daraus, wie wichtig der Klavierzyklus ist, der in der kommenden Saison sechs hochkarätige Künstler in die Stadthalle bringt: "Wir sind dankbar, dass wir mit unserer Kulturförderung Gesicht zeigen können - ohne über unsere Medikamente reden zu müssen." Dankbar zeigte sich heute, bei der Programmvorstellung im Forschungszentrum am Aprather Weg, auch Holger Kruppe.
Der Stadthallen-Chef weiß die Kooperation mit dem Pharmakonzern zu schätzen.Zumal der Bayer-Klavierzyklus im September bereits in die elfte Runde geht: "Uns allein wäre es nicht möglich, derart konstant hochkarätige Pianisten nach Wuppertal zu holen." Mit anderen Worten: Vom Kultursponsoring sollen alle etwas haben - das Unternehmen, das weit mehr als nur seinen Namen gibt, die Stadthalle, die gerne Heimat einer gut besuchte Kammermusik-Reihe ist, und natürlich vor allem auch die Zuhörer, die sich auf sechs Gastspiele freuen dürfen.Denn letztendlich geht es ja nicht nur ums Image, sondern ganz wesentlich um die Kunst am Klavier: Hardy Rittner, Matthias Kirschnereit, Grigory Sokolov, Igor Kamenz, Florian Uhlig und Michael Endres wollen in diesem Sinne klangvolle Akzente setzen.
"Mythos und Gegenwart" heißt das Motto der Spielzeit 2010/2011. "Der größte Mythos ist ein lebender", erklärt Carolin Sturm (Bayer-Kultur) und spielt damit auf Grigory Sokolov an. Der russische Ausnahmekünstler nimmt wieder Kurs auf Wuppertal: Am 5. November macht er im Mendelssohn-Saal Station. Wie es sich für den renommierten Pianisten gehört, steht das genaue Programm noch nicht fest.Dafür verrät Matthias Kirschnereit bereits, wie er sein Publikum begeistern will: Am 6. Oktober spannt der Pianist einen breiten Bogen - von Mozart über Chopin, Schumann und Debussy bis zu Rachmaninow, Ginastera und Lachenmann.Den Anfang macht aber Hardy Rittner: Der Künstler, den Bayer mit einem dreijährigen Förderprogramm unterstützt, ist auf Erfolgskurs und hat den Echo-Klassik-Preis als "Nachwuchskünstler des Jahres 2009" gewonnen. Dass er diesen Titel verdient hat, will er am 13. September in Elberfeld beweisen.
Und noch ein Vertreter der jüngeren Generation ist Gast der Musikreihe: Beethoven-Spezialist Florian Uhlig setzt am 3. Mai auf Robert Schumann und Franz Liszt (Liebesträume Nr. 3). Natürlich ist auch Ludwig van Beethoven vertreten - unter anderem mit "33 Variationen über einen Walzer von Anton Diabelli (C-Dur op. 120)".Während Igor Kamenz am 1. Februar vor allem Claude Debussys "L’ Isle Joyeuse" feiert, stellt Michael Endres am 21. Juni zwei unterschiedliche Transkriptionsversionen dreier Schubert-Lieder vor: "Wohin", "Die Forelle" und "Ungeduld" - jeweils in den Fassungen von Leopold Godowsky und Franz Liszt.Dabei ist die Musikförderung mehr als nur ein Lippenbekenntnis oder gar Werbung in eigener Sache, wie Hans-Georg Dellweg betont.
Auch intern spielen die schönen Künste eine zentrale Rolle: "Wir versuchen, die Kultur dieser Stadt auch in unsere Belegschaft hineinzutragen." So wird Bayer-Mitarbeitern seit der vergangenen Saison ein Kurz-Abo der Wuppertaler Bühnen ans Herz gelegt. Außerdem bietet der Konzern seinen Auszubildenden Theaterkarten an: "Uns liegt daran, dass die Kultur auf hohem Niveau erhalten bleibt. Ein volles Schauspielhaus ist das beste Argument gegen eine Schließung."
Fast immer voll oder zumindest gut gefüllt ist der Saal übrigens beim Klavierzyklus: Rund 200 Abonnenten halten der Reihe die Treue. Im Mendelssohn-Raum finden maximal 350 Platz. Im Schnitt sind 280 Zuhörer da. "Für eine Kammermusik-Reihe ist das alles andere als selbstverständlich", betont Holger Kruppe. Auch Carolin Sturm ist in jeder Hinsicht zufrieden: "Wir haben ein sehr interessiertes Publikum." Das freut die Kulturexpertin - und fördert das Image.