Hand in Hand: Chor-Konzert verbindet Juden und Christen
Jüdische Kulturtage begeistern die Gäste in der Stadthalle.
Elberfeld. Die Veranstalter sind beglückt und die Akteure beschwingt wegen ihrer Teilhabe an einer denkwürdigen Premiere. Und die Zuhörer im gut besetzten Großen Saal der Stadthalle freuen sich an bekannten und weniger gängigen Melodien: „Jad be jad“ (Hand in Hand) ist das große Chorkonzert der Jüdischen Kulturtage betitelt.
Erstmals treten jüdische, evangelische und katholische Chöre mit einem Programm jüdischer Komponisten gemeinsam auf. Leonid Goldberg, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, und sein Sohn Gabriel führen locker durch das Programm und versprechen eine spannende Entdeckungsreise. Die beginnt mit Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ in kammermusikalischer Besetzung.
Die Musik changiert zwischen eingängiger Melodik in zarter, entrückter Stimmung und aggressiv-dissonanten, chromatisch geführten Klängen — je nach Textlage der hebräisch gesungenen Psalmen. Das Schlagzeug setzt in Ruhephasen störende Akzente, es kommentiert rhythmisch, manchmal jazzig-swingend. Die Kantorei Barmen-Gemarke, die Wuppertaler Kurrende und der Jugend- und Erwachsenenchor an St. Antonius singen sicher und engagiert und können sich gut auf die wechselnden Dirigate einstellen (Wolfgang Kläsener, Martin Lehmann und Meik Impekoven). Bemerkenswert sauber und klar ist Konrad Schellers Knabensopran-Solo. Mit der langsam und breit gesungenen Sehnsucht nach Frieden schließt das Werk — passend zum Konzert-Anlass: „Siehe, wie fein und lieblich ist’ s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“
Die Kantorei trägt Gustav Holsts 86. Psalm bei, der Erwachsenen- und Jugendchor Lewandowskis „Psalm 23“ und die Kurrende Felix Mendelssohn-Bartholdys 22. Psalm „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“. Der Chor der Jüdischen Kultusgemeinde Masel Tov kooperiert mit dem Chor Nova Antiqua, später auch mit den anderen Chören, und begeistert mit Liedern in jüdischer und hebräischer Sprache: Sanft-melodisch oder tänzerisch-schmissig sind sie und erhalten mit der Begleitung von Klavier Kontrabass und Schlagzeug ihren oft jazzig-treibenden Charakter.
Trotz ihres unterschiedlichen Ausbildungsstandes und Anspruchsniveaus schaffen die Chöre ein großes Ganzes. Dies gipfelt im gemeinsam gesungenen „Osse schalom“, wo die Sehnsucht nach Frieden noch einmal in vielen Sprachen thematisiert wird.