Hans von Marées: Der Geheimtipp unter den Kunstschaffenden
Einst gefürchtet, heute bewundert: Das Von der Heydt-Museum zeigt Werke des Elberfelder Künstlers Hans von Marées.
Wuppertal. Hans von Marées, 1837 in Elberfeld geboren, dem das Von der Heydt-Museum jetzt eine große Ausstellung widmet, ist so etwas wie ein Geheimtipp unter den Kunstschaffenden der letzten einhundert Jahre. Als Bilder des damals noch nicht berühmten, sondern eher berüchtigten Sohns der Stadt 1904 gezeigt wurden, befürchtete der damalige Museumsdirektor Friedrich Fries einen handfesten Skandal.
Zwar hingen sie auf blauem Samt und entfalteten "fast märchenhafte Wirkung" - die Sittlichkeit sah man aber wegen der "Masse von nackten Figuren" massiv gefährdet. Diese Sorgen plagten Museums-Chef Gerhard Finckh bei der feierlichen Ausstellungseröffnung nicht. "Sex sells", zitierte er eine heute übliche Erfolg versprechende Formel, verwies in seiner bemerkenswerten Eröffnungsrede vor vollem Haus aber detailliert auf die Einzigartigkeit des Künstlers.
"Das Besondere ist die Abstraktion vom persönlichen Schicksal zur Allgemeingültigkeit", subsumierte er einen wichtigen Aspekt, warum Hans von Marées’ Werk bis heute fasziniert. 22 der mehr als 60 Gemälde, die vor dunkelroten Grund gehängt sind, und 41 der auf lichtgrau gestrichene Wände gehängten Zeichnungen, die bis September gezeigt werden, gehören zum eigenen Bestand des Museums.
Aber nicht allein die Soldatenbilder, kleinformatigen Porträts und bemerkenswerten großformatigen Malereien begeisterten das Publikum bei der sonntäglichen Eröffnung. In Vitrinen ist die Korrespondenz des später nach Rom ausgewanderten Malers mit dem schottischen Schriftsteller Charles Grant, seiner Schülerin und Freundin Melanie Tauber und dem Bruder seines Mäzens, Conrad Fiedler nachlesbar, zeitgenössische Fotos berichten vom Lebensumfeld von Marées in Neapel, Florenz und Rom.
Und vor allem sind zu Landschaftsidyllen und Porträts Skulpturen seiner Schüler gestellt. So stellen zwei "Weibliche Idealbüsten" und "Ganymed" (alle Artur Volkmann) ebenso wie der "Trinkende Knabe" (Adolf von Hildebrand) einen Sinnzusammenhang her, welch gravierenden Einfluss Hans von Marées über seine eigene Malerei auf Schüler und Kollegen hat.
"Mit der Loslösung vom persönlichen Erlebnis zur Gewinnung einer eigenen Form ist er eigentlich ein Vorläufer der abstrakten Kunst", so Gerhard Finckh. Die Gäste lauschten andächtig den Worten des Kunstkenners und erkundeten anschließend selbst begeistert das Werk des berühmten Wuppertaler Malers.