Interview: Eugen Egner ist bissig wie ein Terrier

Der Wuppertaler Autor beweist Humor – nicht nur in seinem neuen Band „Schmutz“, sondern auch im WZ-Gespräch.

Herr Egner, alle neun Geschichten in "Schmutz" beginnen mit "S". Warum?

Eugen Egner: Letztlich ist das gewaltsam herbei geführt, alles sollte seinen Chic bekommen. Der Buchtitel hätte auch "Schulfest" heißen können, aber "Schmutz" war griffiger. Vor 60 Jahren hätte man "provokanter" gesagt.

Egner: Der "Gemütsbrand" ist eine Assoziation. Neologismen zu schaffen, bereitet mir Freude. Ich setze mich gerne mit Motiven aus Medizin und Psychologie auseinander. Oft fußen solche Begriffe auf Notizen, die in Weinlaune entstehen. Ich finde beim Schaffensprozess etwas Schizophrenie ganz gut. Anschließend werden diese Gedanken vom Vize-Kopf redigiert. Beide Zustände müssen sich ergänzen, dann lassen sich verschiedene Ebenen verbinden.

Egner: Sehr früh in meinem Leben. Das ist ja das Wesen der Unheimlichen Phantastik. Bis Ende der 90er Jahre war ich damit beschäftigt, sämtliche Phantasten zu lesen. Dabei habe ich gelernt, wie unheimliche Kurzgeschichten geschrieben werden. Mein Buch "Nach Hause" war mein erster konsequenter Beitrag zu dieser literarischen Gattung.

Egner: Ich bin auf der Suche nach unverbrauchten Motiven. Der so-und-so-vielte Vampir, das verbietet doch die Selbstachtung. Die tauglichen Ausdrücke sind alle schon verbraucht, deshalb bemühe ich mich um neue Formulierungen. Humor ist wichtig - wie aberwitzige, mitunter auch "schamlos blödsinnige" Ideen.

Egner: Ausgezeichnet, danke. Manche der Motive in meinen Geschichten basieren auf Träumen, andere auf Erlebnissen oder Gelesenem, daraus entwickeln sich Motivkreise. Dazu braucht man einen langen Atem. Bei der Arbeit hab’ ich was von einem Terrier, ich beiß’ mich fest.

Egner: Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Zuletzt war ich mit Gerd Köster und Band bei einem Mosel-Winzer zu Gast. Gerd und die anderen durften Musik machen, nur ich Depp musste lesen. Das war grauenhaft, aber doch auch ein würdiger Abschluss.