Joana Sá und die wunderbare Erweiterung des Klavierklangs
Die Portugiesin wohnt und arbeitet bis Mitte November im „Ort“ an der Luisenstraße an Neuer Musik und Doktor- arbeit. An diesem Samstag gibt es das Willkommenskonzert.
Elberfeld. Nachdenklich setzt Joana Sá ein paar metallische Gegenstände in den Flügel und fixiert sie mit Magneten an den Saiten des Instruments. Statt einem reinen Klavierton erscheint nun ein verfremdeter Klang. Die neue Künstlerin in Residence im „Ort“ an der Luisenstraße ist kaum an ihrer Wirkungsstätte angekommen, da beginnt sie zu experimentieren. Schließlich stellt sie sich schon an diesem Samstag den Wuppertalern in einem Willkommenskonzert (siehe Kasten) vor.
Bis zum 17. November wohnt und arbeitet die 32-Jährige in dem Atelier, das früher Peter Kowald gehört hatte. Finanziert wird der Aufenthalt vom Wuppertaler Kulturbüro. Dabei möchte die Portugiesin sowohl ein neues Solo komponieren als auch ihre Doktorarbeit beginnen — an der Universität von Aveiro gibt es die Möglichkeit, praktische und theoretische Musik zu verbinden. Joana Sá will nun über die Anwendung der Chaos-Theorie in der praktischen Musik forschen. „Hier in Wuppertal kann ich mich ganz auf meine Arbeit konzentrieren“, sagt die Portugiesin, die hervorragend Deutsch spricht.
Für das neue Solo-Stück hat sie jede Menge Material mitgebracht: Ein Mini-Flügel gibt Glöckchen-Klänge von sich, eine hölzerne Salatschüssel ist zur Sirene umfunktioniert, in allerlei Zigarren-Kisten sind Elektronik und Schalter angebracht, die seltsame Töne von sich geben. „Ich arbeite an einer Erweiterung des Klavierklangs“, erklärt Joana Sá. Tonaufnahmen, etwas aus Indien, und Kontaktmikrofone sorgen für zusätzliche Klangkulissen.
„Joana Sá schafft ganz wunderbare Klänge“, schwärmt Gunda Gottschalk, die die Musikerin bei einem Workshop in Köln kennengelernt hat. Schon zweimal war die Portugiesin daraufhin im „Ort“ zu Gast — einmal beim Klappstuhlfest und vergangenes Jahr beim Festival anlässlich von Kowalds Geburtstag. Anschließend waren sich die Mitglieder des Kowald-Gesellschaft einig, dass Joana Sá eine würdige Künstlerin in Residence sei.
Doch sie soll in den vier Wochen nicht nur im stillen Kämmerlein arbeiten. Verschiedene Musiker haben ihr Interesse angemeldet, sich mit der Portugiesin auszutauschen. Fest steht schon ein Konzert gemeinsam mit dem Wolfgang Schmidtke Trio am Mittwoch, 31. Oktober, im Ort.
Im Rahmen des Austauschprogramms „Soundtrips“ des NRW Kultursekretariats wird Joana Sá am Samstag, 3. November, im Haus Witten in Witten auftreten. In Kooperation mit der Reihe „Unererhört“ ist sie am 9. November in der Sophienkirche zu hören.
Am 17. November folgt dann ein Abschlusskonzert gemeinsam mit der Querflötistin Karola Pasquay und dem Schlagwerker Uwe Fischer-Rosier. Weitere Sessions mit Wuppertaler Künstlern können spontan entstehen.