Kammermusikreihe 3B: Nichts fürs stille Kämmerlein
Mit einem furiosen Auftakt startete in der Immanuelskirche die Kammermusik-Reihe 3B. Das Leipziger Streichquartett kam gut an.
Wuppertfeld. Wenn aus der Immanuelskirche ein gemütlicher Salon mit Sesseln, Sofas und Tischchen wird, ist es wieder soweit: Das zweite Festival 3B der Kammermusik ist eröffnet. Dabei erklingt nicht etwa leichte und seichte Salonmusik, sondern höchst anspruchsvolle Musik für die kleine Besetzung.
Die künstlerische Leiterin Barbara Buntrock hatte zum Auftakt das Leipziger Streichquartett eingeladen. Die Garanten für hochkarätiges Musizieren sind in diesem Jahr bereits zum fünften Mal mit dem Echo-Klassik-Preis ausgezeichnet worden und machten ihrem Ruf in der gut besetzten Konzertkirche alle Ehre. Mit blindem Verständnis füreinander spielten sie Felix Mendelssohn-Bartholdys Es-Dur Quartett op. 44/3. Spannungsreiche Aufgänge und eine sprechende Dynamik entwickelten sie im wirbeligen zweiten oder im sehnsuchtsvoll-entrückten dritten Satz mit großen Spannungsbögen.
Dass Neue Musik Spaß machen kann, bewiesen die Leipziger mit dem „Jagdquartett“ von 2003 von Jörg Widmann (geb. 1973). Wie Cellist Matthias Moosdorf einführend erläuterte, kehrt Widmann den Jagdablauf um: Hier wird der Jäger zum Gejagten. Das beginnt durchaus traditionell mit einem bekannten Jagdthema. Aber nach und nach zerfällt und zerfasert die Melodie, endet das Thema disharmonisch im tonalen Chaos.
Laute „Hei“-Rufe, Peitschenknallen mit den Streicherbögen, schaurige Heul-Glissandi, schräge Flageoletts, wildes Gezupfe und lange, unheimliche Einton-Passagen beschreiben die Umkehr. Knirschen und Röcheln, ein letztes Schaben, leeres Saitenstreichen und tonloses Ächzen künden vom Verenden des Opfers. Spannender kann Neue Musik nicht sein und perfekter kann man das Widmann-Drama nicht spielen.
Viel Fachpublikum besuchte die Auftaktveranstaltung, so der Leiter der Musikhochschule Lutz-Werner Hesse und Wolfgang Kläsener von der Kantorei Barmen-Gemarke. Die Cellisten des Sinfonieorchesters im Ruhestand, Andreas Weber und Walter Achilles, zollten den Streichern Respekt. Achilles: „Ich würde sofort in Widmanns Jagdquartett mitspielen — sowas macht mir riesigen Spaß.“
In Beethovens C-Dur-Streichquintett ergänzte Barbara Buntrock das Quartett mit der zweiten Bratsche, wodurch die klangliche Mitte verstärkt wurde. Fließend entwickelten sich Melodie und Rhythmus, im sanglichen Adagio mit ausdrucksvollem Innehalten gestaltet. Begeisterter Applaus führte zur Zugabe: Das Scherzo aus Beethovens siebter Sinfonie in einem No-Name-Arrangement für fünf Streicher. Moosdorf: „Das stammt aus der Zeit, wo es noch keine CDs gab und man beliebte Melodien als Hausmusik spielen musste.“