Karl Otto Mühl hat spruchreife Erkenntnisse
Der Wuppertaler Schriftsteller legt einen neuen Band mit Aphorismen vor.
Wuppertal. Der Wuppertaler Schriftsteller Karl Otto Mühl begibt sich auf die literarischen Spuren von Aphorismen-Dichter Georg Christoph Lichtenberg und hat nun selbst eine Sprüchesammlung verfasst. Es handelt sich um ein - im wahrsten Sinne des Wortes - Poesie-Album ausgewählter Lebensweisheiten des Schriftstellers mit dem Titel "Geklopfte Sprüche".
Manche Texte erinnern an japanische Haikus, denn auch bei Mühls Sinnsprüchen kommt die Weisheit ohne erhobenen Zeigefinger an. Auf mehr als 60 Seiten kommentiert Mühl, der gestern vor 86 Jahren in Nürnberg geboren wurde, große und kleine, alltägliche, doch auf den zweiten Blick absurde Dinge des Lebens in kurzzeiligen, mild ironischen Aphorismen. Eine kleine Leseprobe: "Humor ist Liebe./ Liebe ohne Humor ist/ zumindest sehr anstrengend." Es sind auch Zweizeiler dabei: "Wer ständig hüpft/ kann nie zum Sprung ansetzen."
Die Lyrik selbst ist kein literarisches Neuland für den Schriftsteller - er hat schon mehrere Gedichtbände verfasst. Seine größten literarischen Erfolge erzielte er jedoch als Dramatiker unter anderem mit dem von Arno Wüstenhöfer inszenierten, in Wuppertal 1973 uraufgeführtem Schauspiel "Rheinpromenade", das später auch verfilmt wurde.
"Schweigen ist manchmal/die nobelste Art zu reden" - dieser Altersweisheit des Schriftstellers wird energisch widersprechen, wer seine erfolgreich aufgeführten Stücke oder die im Nordpark Verlag erschienenen Romane und Lyrikbände kennt. Für seine zahlreichen Leser müsste der Zweizeiler besser heißen: "Schreiben ist oftmals/ die nobelste Art zu reden."