Kontrast-Programm an 16 Fäden

Mit „Le Sacre du Printemps“ und „Der Feuervogel“ zeigt Müllers Marionetten-Theater einmal mehr die ganz hohe Kunst des Puppenspiels.

Foto: Eduard Straub,

Wuppertal. Unterschiedlicher können zwei Stücke kaum sein: Hier das liebliche Ballett „Der Feuervogel“, dort das auch musikalische teils martialisch anmutende „Le Sacre du Printamps“ — beides aus der Feder des russischen Komponisten Igor Strawinsky, beides so ästhetisch und doch so grundverschieden.

Genauso inszeniert Regisseur und Puppenspieler Günther Weißenborn die Werke Strawinskys. In einer Wiederaufnahme hatten die Stücke am Samstag eine zu Recht gefeierte Premiere in Müllers Marionetten-Theater am Ostersbaum.

Mit seinem Kontrast-Programm an 16 Fäden — so viele hat eine Marionette maximal — zeigt er dem Publikum innerhalb von zwei Stunden die Gegensätzlichkeit der Werke Strawinskys. Unterstützt von Ann-Kathrin Marx und Natalia Emmert entsteht ein Hochgenuss.

Denn die von Weißenborns Ehefrau Ursula gestalteten Puppen schaffen im Zusammenspiel mit den teils sanften, teils kräftigen Farben zauberhafte Bilder.

Geradezu atemberaubend sind die mit Hilfe einer Kettensäge geschnitzten, kiloschweren Puppen für Le Sacre. Sie stampfen zur Musik Strawinskis bedrohlich über den Holzboden, werden von den drei Spielern spartanisch bewegt, fast wie Bauern auf dem Schachbrett. Und immer mehr formieren sie sich vor den Jungfrauen, von denen eine, sich dem heidnischen Brauch der barbarischen Stämme beugend, in einem furiosen Tanz opfert.

Wie leicht wirkt dagegen im Feuervogel das Spiel mit dem Schicksal des Jünglings, der mit Hilfe einer Feder seine geliebte und zwölf weitere Prinzessinnen aus dem Seelengefängnis des bösen Zauberers befreit. Sehr Beeindruckend ist der Tanz der 13 Prinzessinnen, geführt von nur einem Puppenspieler, und der bühnenfüllende Angriff des riesigen Zauberers auf den Prinzen. Prädikat: besonders empfehlenswert.