Wuppertal Von dreckingen Bomben und dem idyllischen Bergischen Land

Wuppertal · Die Entstehung ihres Debütkrimis „Vergeltung“ fußt auf einer realen Begegnung. 2017 besuchte Autorin Bettina Lauer ein Feuerwehrfest in Lennep. „Dort standen die Fahrzeuge der ATF (Analytische Task Force) und wir haben uns mit den Männern des Messwagens unterhalten.

Bettina Lauer mit ihrem ersten Krimi.

Foto: Bettina Lauer

Die erzählten uns von ihrer Probemessfahrt durch die Altstadt, in der sie die radioaktive Strahlung gemessen hatten. Ich habe mich gefragt, was passiert wäre, wenn sie erhöhte Strahlungswerte gemessen hätten.“ Die Grundidee für eine spannende Geschichte war geboren und mit diesem Szenario beginnt ihr Bergischer Krimi.

Da trügt wieder einmal die Idylle. Mitten im ach so beschaulichen Bergischen Land treiben Gestalten ihr Unwesen, die nichts Gutes im Schilde führen. Im Zentrum von Lennep, zwischen Fachwerkhäusern und in engen Gassen, wird durch Zufall beim Feuerwehrfest ein radioaktiv strahlendes Päckchen geortet. Woher es kam, wohin es gehen sollte, was mit dem gefährlichen Inhalt geplant war – Fragen über Fragen für die junge Kommissarin Sonja Dicke und ihre Kollegen vom Wuppertaler Polizeipräsidium. Und die Suche nach Antworten gestaltet sich schwierig, doch die taffe Ermittlerin lässt nicht locker.

In ihrem Erstlingsroman war es Lauer wichtig, authentisch zu sein. Die gebürtige Wuppertalerin lebt mittlerweile in Remscheid und kennt ihre Heimat gut. Daher war es für sie selbstverständlich, hier das Geschehen stattfinden zu lassen, in tief im Wald versteckten halb verfallenen Villen, auf dem Parkplatz der ehemaligen Bergischen Sonne oder auch im Büro der Wuppertaler Verkehrsbetriebe. In klarer, direkter und ungekünstelter Sprache schafft sie es, den Spannungsbogen bis zum Ende zu halten, die neu geschaffenen Charaktere glaubhaft zu skizzieren und erst zum Schluss die eigentlichen Motive der Täter zu entlarven.

Tempo und Druck auf die Ermittler werden gekonnt gesteigert und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es bleibt natürlich nicht bei dem Zufallsfund, gegen zwei Wuppertaler Einrichtungen werden Bombendrohungen ausgestoßen, im Sandkasten des Kindergartens, den der Sohn der Ermittlerin besucht, wird ein verdächtiger Gegenstand gefunden.

Doch damit nicht genug: Die Erpressungen richten sich gegen die Verkehrsbetriebe. Kein Krimi, der auch in Wuppertal spielt, ohne Schwebebahn: An der Ohligsmühle wird es, mit einer schmutzigen Bombe, hochexplosiv. Die Ermittler kämpfen gegen Zeit und Verbrecher, diese bekämpfen sich gegenseitig, mit fatalem Ausgang.

Wie gut, dass Kommissarin Dicke eine Freundin hat, die gerne walkt. Sie findet nicht nur eine Leiche, sondern kann auch entscheidende Hinweise zur Lösung beitragen.

Lauer erzählt aus Täter- und Ermittlersicht, mit viel Lokalkolorit rund um Remscheid, Wermelskirchen und Wuppertal. Den Hintergrund zum Thema Radioaktivität hat sie ausgiebig recherchiert, sich mit Mitgliedern der ATF Dortmund unterhalten, um Gefährdungslage und Feuerwehraufgaben gut darzustellen. Als „Dankeschön“ für die Hilfe einer Freundin, die nicht nur fiktiv, sondern im echten Leben Kriminalkommissarin in Wuppertal ist, ermittelt in ihrer hochexplosiven Story eine Frau.

Auch in ihrem nächsten Krimi, der schon in Arbeit ist, werden Sonja Dicke und Kollegen wieder gefordert sein. Ein spannender und gut zu lesender Krimi für neblige Herbsttage unter einer kuscheligen Decke. Vielleicht bleibt danach nur beim Spaziergang durch den bunten Herbstwald oder bei der Fahrt in der Schwebebahn ein mulmiges Gefühl zurück.

Der Krimi „Vergeltung“ ist im Bergischen Verlag erschienen und kostet 13 Euro.