Künstlerehe: Liebe zwischen Bühne und Orchestergraben
Christian Melchior und Elena Fink verbindet mehr als die Begeisterung für Musik.
Wuppertal. "Erzähl du!" - "Nein, du." Es gibt Dialoge, die noch kein Opernkomponist auf die Bühne gebracht hat, die aber trotzdem schöner sind als jeder vorgeschriebene Text. Denn die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Und das teilen Elena Fink und Christian Melchior mit viel Taktgefühl und reichlich Liebe.
Die Sopranistin und der Sinfoniker strahlen zu zweit dreifache Glücksgefühle aus: Sie sind verliebt, vertraut, verheiratet. Beim Interview in einem Elberfelder Café sprechen deshalb lauter wunderbare Augen-Blicke für sich: Auf jede Frage folgt ein verschmitzter Sichtkontakt. Egal, wer letztendlich zu erzählen beginnt - am Ende hat der andere immer noch etwas zu ergänzen.
Und auch wenn Melchior als Gentleman seiner Frau häufig das erste Rederecht überlässt ("Ich bin der Ruhigere"), dürfte eines klar sein: In dieser Ehe hat keiner allein das Sagen, da geben beide den Ton an.
Kein Wunder: Musik ist ihr Leben. Und Fink kann als Sopranistin ein Lied davon singen, dass die Liebe am Arbeitsplatz viele Vor(ur)teile mit sich bringt. "Wir haben aus eigener Erfahrung großes Verständnis für die Arbeit des anderen, können uns deshalb gut unterstützen", sagt Fink dankbar.
Nicht zu unterschätzen sei auch die Tatsache, dass der Bratschist und die Sängerin der Wuppertaler Bühnen ähnliche Arbeitszeiten haben. Morgens und abends wird geprobt oder vor Publikum musiziert, mittags haben dafür beide frei. Die gemeinsame Zeit wird gerne genutzt - in der Wohnung in Uellendahl.
Apropos: Wenn sich das Paar ein Fahrzeug teilt, geht es musikalisch in unterschiedliche Richtungen. In seinem Auto gibt’s ruhige Töne, in ihrem herrschen härtere.
Dass die Opernsängerin zum Abschalten Techno hört, dürfte genauso ungewöhnlich sein wie die Tatsache, dass sie mit ihren Geschlechtsgenossinnen nicht die Leidenschaft für ausgedehnte Einkaufstouren teilt. "Mein Mann sucht meine Kleidung aus. Er hat den besseren Stil."
Dabei begann das Liebesmärchen mit einer klaren Fehleinschätzung: Als beide zufällig gleichzeitig zu einer Probe kamen und ein Gesprächsthema suchten, "dachte ich, dass so ein adretter Mann auf Fußball steht". Weit gefehlt: Der Saarländer mag Motorräder.
Das tun beide übrigens am liebsten, indem sie die Welt entdecken. Kein Wunder, dass er ihr den Heiratsantrag bei einem Feuerwerk in New York machte. "Wir waren gerade angekommen und wegen der Zeitverschiebung hundemüde", erinnert sich Melchior. "Aber danach waren wir hellwach!", ergänzt Fink lachend. Geheiratet wurde im Sommer 2006 - am Strand von Hawaii.
Schon jetzt freut sich das Paar auf eine Reise nach Kanada - und auf Weihnachten. "Da spielen wir immer Bachs Doppelkonzert in d-Moll." Denn die Sopranistin beherrscht nicht nur ihre Stimme, sondern auch "sein" Instrument. Das Programm für Heilig Abend steht also: Zwei Geigen dokumentieren eine große Liebe.