Liebe sucht sich seltsame Wege

Premiere: „Der Vogelhändler“ ist in Müllers Marionettentheater zu finden. Musik aus den 70ern erinnert an beste Operettenzeiten.

Wuppertal. Die Liebe geht seltsame Wege. Auch im Leben von Christel und Adam hätte manches glücklicher verlaufen können. All die Irrungen und Wirrungen, das sehnsuchtsvolle Bangen - und dann das erlösende Happy End.

Carl Zeller bescherte den Protagonisten seines 1891 uraufgeführten Stücks "Der Vogelhändler" nicht nur viel Wirrwarr und ein glückliches Ende, sondern der hingerissenen Operettenwelt Melodien von Ohrwurm-Qualität.

Das unterhaltsame Stück bereichert jetzt als Neuinszenierung das Repertoire von Müllers Marionettentheater. Um akustisch auf der sicheren Seite zu sein, lassen Ursula und Günther Weißenborn Anneliese Rothenberger, Renate Holm und Adolf Dallapozza singen. Natürlich nicht live, sondern als Einspielung einer großartigen Aufnahme aus den 70er Jahren.

Die glanzvolle Besetzung mit den Operettenstars hebt den Schmelz der Operettenromantik besonders hervor und gibt berühmten Liedern wie "Ich bin die Christel von der Post", "Fröhlich Pfalz, Gott, erhalt’s" und dem Duett "Schenkt man sich Rosen in Tirol" ein ganz besonderes Flair.

Doch nicht nur von diesen Evergreens waren die Zuhörer bei der Premiere schwer angetan. Dank der feinfühligen Marionettenführung fand auch das Duett der Professoren Süffle und Würmchen viel Anklang. Denn wie die beiden, äußerst liebevoll kostümierten Figuren ihr "Ich bin der Prodekan" präsentieren, ist ein feines Glanzlicht.

Insgesamt ist "Der Vogelhändler" ein Ausflug in eine andere Welt. Die Operette führt zurück in eine Zeit, als Mädchen ebenso brav bezopft wie tugendhaft waren, Spielschulden des lebenslustigen Neffen Stanislaus als Kavaliersdelikt gelten, man einander um "Pardon" bittet und sich, wenn’s schnell gehen muss, eine Depesche schickt.

Entsprechend hebt sich für die liebevolle Inszenierung ein schwerer, roter Samtvorhang, der eine prächtige Kulisse im Kleinformat enthüllt. An ihren silbrig blitzenden Fäden gehalten, springen die im Stile der Zeit ausstaffierten Marionetten durch die Szenen, vergessen nicht, einander Rosenbouquets en miniature zu überreichen, und zeigen, was ihre Fädenhalter an Fingerfertigkeit besitzen, beim Treppen steigen oder perfekt synchronisierten Tanz. Am Ende schmettern Christel, Adam und Stanislaus "Kämpfe nie mit Frau’n", die Christel von der Post fällt ihrem Vogelhändler Adam in die Arme - und alles, alles ist gut.