„Kunst ist etwas, das uns alle verbindet“
Die Theaterinitiative Wupperspuren probt derzeit mit Flüchtlingen für ihr neues Stück.
Wuppertal. Diskutiert wird auf Deutsch, Kurdisch und Arabisch. „Oft dauert es zehn Minuten, um eine Frage zu klären, weil wir alles übersetzen müssen“, erzählt Friederike Mevissen von der Theaterinitiative Wupperspuren. Seit einem Jahr treffen sich 25 theaterbegeisterte Menschen wöchentlich in der Alten Feuerwache zur Probe. Jetzt stehen vier Aufführungen an verschiedenen Orten in der Stadt an.
Gafer (22), Teilnehmer
Das Stück haben die Teilnehmer nach und nach selbst entwickelt. Es ist aus den Erfahrungen der Darsteller entstanden, die zum großen Teil aus weit entfernten Ländern nach Deutschland geflüchtet sind. So zeigt eine Szene beispielsweise einmal eine Gruppe Studenten und einmal eine Flüchtlingsfamilie, die eine Wohnung suchen. Die Maklerin behandelt sie sehr freundlich. „Aber am Ende stellt sich heraus, dass die Maklerin krumme Geschäfte macht und von den Flüchtlingen viel zu viel Geld nimmt“, erklärt Friederike Mevissen.
Eine andere Szene spielt im Fitness-Studio. Dort wollen die Theatermacher den Körperkult hinterfragen und den Gegensatz zwischen der Erholung beim Sport und dem Leid bei der Flucht thematisieren. Dort wird auch eine kleine Aerobic-Choreografie eingebaut. Rund eine Stunde lang wechseln so Szenen an verschiedenen Orten Wuppertals ab. Zu zwei Dritteln wird Deutsch gesprochen, der Rest wird auf Kurdisch und Arabisch gespielt. „Damit wollen wir auch den Leuten eine Chance geben, mitzumachen, die sich noch nicht so sicher in der deutschen Sprache fühlen“, sagt Friederike Mevissen.
Die Germanistin, die an der Bergischen Universität promoviert, hat das Theater gemeinsam mit ihrer Studienkollegin Donata Weinbach vor zwei Jahren gegründet. Inzwischen gehören zum Organisationsteam außerdem Ali Mahmoud, Katharina Schleicher und Veysel Isik. Finanziert wird das aktuelle Projekt durch den Bergischen Kulturfonds, die Caritas und die Stadt Wuppertal.
Jede Probe beginnt mit Schauspiel-Übungen. Dann werden Szenen improvisiert und am Ende Erfahrungen ausgetauscht. Die Teilnehmer lernen dabei nicht nur andere Wuppertaler kennen, sondern auch die deutsche Sprache. „Wir brauchen noch ein Jahr, dann sprechen wir alle gut Deutsch“, sagt Gafer (22) aus Syrien. „Zuerst hatte ich Angst, aber die Leute sind alle so nett und warmherzig hier.“ Senait (28) aus Eritrea und Eleftheria (28) aus Griechenland haben schon in ihrer Heimat Theater gespielt und freuen sich nun, ihr Hobby in Wuppertal fortzusetzen. „Kunst ist etwas, das uns alle verbindet.“