Kurrende: Romantik für Auge und Ohr
Die Kurrende trat bei ihrem Stiftungskonzert im Glaspavillon des Skulpturenparks auf.
Wuppertal. Welcher Ort könnte für ein Konzert mit bergischen Volksliedern und romantischen Chorwerken besser geeignet sein als der gläserne Pavillon im Skulpturenpark? Den wählte die Wuppertaler Kurrende für ihr diesjähriges Stiftungskonzert zur Förderung der Erich vom Baur-Stiftung, die ihren Namen nach dem Kurrende-Gründer trägt.
Die Wahl der Bühne war eine gut getroffene: nicht nur, weil die Romantiker dem deutschen Wald ein Denkmal setzen wollten, sondern vor allem, weil sich die Kurrende mit den schlichten Volksweisen und ihren kunstvollen Bearbeitungen direkt in die Herzen der Zuhörer sang. Und weil die Musik eine stimmungsvolle Symbiose mit der Natur einging: Selbst ein riesiger Kolkrabe im Park schien den Liedern der Menschen zu lauschen.
Im Bergischen war Kurt Lissmann (1902-1983) ein bekannter Volksliederkomponist. Sein Jagdlieder-Quodlibet verschränkt in kunstvoller Satzweise zwei Lieder. Doch das ruhige und vom gut aufgestellten Männerchor gefühlvoll vorgetragene „Wand’rers Nachtlied“ nach dem Goethe-Gedicht stimmte am Freitagabend nicht mit der Realität überein: „Die Vögelein schweigen im Walde“ — mitnichten im Skulpturenpark, denn sie stimmten mit eigenem Gesang ein.
Der Chor präsentierte sich bestens von Chorleiter Dietrich Modersohn präpariert — war doch das Konzert fast eine Generalprobe zur CD-Aufnahme mit Volksliedern, die Ende Juni ansteht. Wogend und textdeutend in der Dynamik und deutlich in der Artikulation entwickelte sich ein homogener Chorklang. Weitgehend sauber war die Intonation — wenn auch die ganz hohen Knabensoprane, etwa im verzwickten vier- bis achtstimmigen Lied „Verstohlen geht der Mond auf“, extrem gefordert waren.
Die Kunstlieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms atmeten gediegenen Chorklang, etwa das „Feinsliebchen“-Lied mit gut geführten Stimmen. Vom Wuppertaler Komponisten Peter Paul Förster (geb. 1927) stammte das fünfstimmige „Es leuchten zwei Stern’ am Himmel“ mit kanonischen, präzisen Einsätzen und schönen schwebenden Höhen.
Die perfekte Zugabe war ein schmissiger Satz vom Lied „Ja, der berg’sche Fuhrmann“, unterlegt mit den rhythmisch-frechen Ho-Ho-Ho-Rufen. Frohgelaunt entließ es das Publikum in den herrlichen Sommerabend.