Lars Emrich: Auf die Ohrfeigen folgt die Ehre
Für den gebürtigen Wuppertaler ist es eine große Freude, neuer künstlerischer Leiter des Kinder- und Jugendtheaters zu sein.
Mit einer Ohrfeige fing alles an. Ach was, nicht bloß mit einer einzigen. Es waren gleich drei Backpfeifen auf einmal, die sich Lars Emrich eingefangen hat - pro Vorstellung, versteht sich. Zwölf war der heute 39-Jährige, als er zum ersten Mal Theater machte.
Als frecher Portierssohn Gottfried Klepperbein stand er neben "Pünktchen und Anton" im Scheinwerferlicht. Eine aufregende, zuletzt aber auch schmerzhafte Erfahrung, wie der gebürtige Wuppertaler schmunzelnd verrät: "Bei der letzten Vorstellung waren die Ohrfeigen nicht gespielt. Da waren sie echt."
Obwohl oder gerade weil dieser Gag damals auf seine Kosten ging, hat Emrich Blut geleckt. Dass er seit dem 1. März das künstlerische Sagen im Kinder- und Jugendtheater hat, freut den zweifachen Vater ganz besonders.
"Ich bin in diesem Theater groß geworden", sagt er und lässt die Augen derart funkeln, dass schnell klar wird, dass so viel Zufriedenheit nicht gespielt sein kann. Den Stolz eines Theaterwissenschaftlers, der es vom Kinderdarsteller über den Regiestuhl zum künstlerischen Leiter geschafft hat, kann deshalb kein Brillenglas verbergen.
So ist es auch weit mehr als ein Lippenbekenntnis zum Amtsantritt, wenn er betont, dass die neue Aufgabe eine "große Ehre" und "seine" Bühne ein "einzigartiges Juwel" ist.
"Der Kontakt zum Theater ist nie ganz abgebrochen", freut sich Emrich, den es noch während des Studiums in Bochum (Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften) an Bühnen zwischen Moskau und Barcelona zog. Kein Wunder: "Die Praxis fand ich immer aufregender als die Theorie."
Dafür, dass er nicht mehr in seiner Heimatstadt wohnt, gibt es einen ganz persönlichen Grund. "Ich bin der Liebe wegen nach Köln gezogen, kann also aus der Distanz heraus bewerten, dass es in Wuppertal etwas ganz Besonderes gibt." Gemeint ist (natürlich) das Angebot für junge Bühnenfans: "Wir machen nicht nur Theater für Kinder und Jugendliche, sonder, wo es nur geht, Theater mit Kinder und Jugendlichen", betont Emrich. "Pippi Langstrumpf wird bei uns altersgemäß besetzt und nicht von einer Schauspielerin verkörpert, die nur jung aussieht."