Liederabend: Humor, Vergänglichkeit und viel Taktgefühl
Studenten beweisen ihr Können.
Wuppertal. Um den Sänger-Nachwuchs für die kleine und große Bühne muss man nicht fürchten: Neun Studierende der Gesangspädagogin Brigitte Lindner von der Hochschule für Musik und Tanz Köln am Standort Wuppertal zeigten beim Liederabend in der Immanuelskirche das große Spektrum ihres Könnens. Und sie übten gleichzeitig den Konzertauftritt: In langen, dunklen Roben die Damen, im schwarzen Anzug mit und ohne Krawatte die beiden Herren — so machten sie alle den seriösen Eindruck versierter Lied-Interpreten mit individueller Ausstrahlung.
Ausbilderin Lindner führt die Stimmen behutsam, achtet auf Färbung und Führung und ermuntert dazu, Atmung und Gesang vorsichtig mit der Gestik zu begleiten. Die Artikulation ist durchgängig gut. Den emotionalen Gehalt der Lieder den Gästen zu vermitteln, gelingt ebenso gut. Denn die Zuhörer müssen ohne Liedtexte auskommen. Sie verlassen sich ganz darauf, was Stimmen, Gestik und Mimik erzählen.
Die Liedauswahl ist durchaus anspruchsvoll. Dazu gehören die bezaubernden Debussy-Lieder, die leicht und leidenschaftlich oder sehr melancholisch zu singen sind — oder die ernsten Michelangelo-Lieder von Hugo Wolf, die über Vergänglichkeit klagen und den Wunsch nach dem Jenseits hörbar machen.
Wie viel humorvoller und kecker sind da die beiden Wunderhorn-Lieder Gustav Mahlers, mit viel Ausdruck und innerer Beteiligung vorgetragen. Nur „Das irdische Leben“ über ein hungerndes Kind ist wieder ganz in pessimistischer Grundstimmung angelegt. Viel Applaus ist den jungen Stimmen und ihren versierten Klavierbegleitern sicher.