Porträt Lutz-Werner Hesse, ein Musiker und Kulturbürger

Konzerte und Kommissionen: Der Direktor der Musikhochschule prägt und befördert das Kulturleben der Stadt.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Der Direktor einer Musikhochschule könnte leicht ein vergeistigtes Leben im Elfenbeinturm führen. Lutz-Werner Hesse hingegen ist im Kulturleben der Stadt eine kaum verzichtbare Größe.

Seine Hochschule hat er als kulturellen Ort in der Stadt verankert, schon sein Vorgänger Dieter Kreidler hatte sie fürs Publikum geöffnet. Statt zwei Konzerten pro Semester spielen die Studierenden und Lehrenden jetzt mindestens einmal in der Woche, mehrere tausend Zuhörer kommen pro Semester in die Sedanstraße.

„In einer Stadt wie Wuppertal ist man Teil des Kulturlebens, das man mitgestalten möchte“, sagt Hesse. Neben der Lehre („was die eigentlichen Glücksmomente schafft“) und der Hochschulleitung („ein tolles Miteinander mit den sehr qualifizierten, individuellen und inspirierenden Kollegen. Doch der Spaßfaktor leidet, wenn man in schwierigen Zeiten einen Dampfer wie die Musikhochschule auf Kurs zu halten hat.“) zeigt er bei Musikveranstaltungen stete Präsenz.

Er ist Vorsitzender der Konzertgesellschaft. Er hält vor jedem Montags-Sinfoniekonzert eine Einführung, die so viel Anklang findet, dass sie demnächst in den größeren Mendelssohn-Saal umzieht. Bei Preis-Verleihungen ist er ein begehrter, weil witziger und warmherziger Laudator.

Er ist Mitglied der Expertengruppe, die bei der Auswahl des neuen Opernintendanten und des neuen Generalmusikdirektors berät. Um die Bewerber einschätzen zu können, hört er sich in dieser Runde natürlich fünf Mal die „Salome“ an. Bei der sechsten Vorstellung ist er leider verhindert. Er ist in jedem größeren Konzert anzutreffen — „ich habe mal versucht, zu manchen nicht hinzugehen, aber das wird einfach erwartet.“

Ursprünglich hatte er durchaus in den Elfenbeinturm gewollt, denn schon als „sehr junger Mensch wollte ich Komponist werden.“ Das ist er neben all den anderen Dingen auch geworden, erfolgreich dazu - aber für den Lebensunterhalt zum Glück nicht darauf angewiesen. Die Hochschule lässt ihm derzeit nicht so viel Zeit zum Komponieren, aber bis zum nächsten Jahr hat er ein großes Stück für Orchester und Chor fertig. Und am 3. November gibt es in der Musikhochschule als Geburtstags-Nachklapp ein Kammerkonzert mit seinen Werken.

Zum Komponieren geht Hesse nach Hause: „Früher bin ich mal weggefahren, aber das hat wenig gebracht. Am besten geht es mit Blick auf die Nüller Straße und ganz ohne Drogen.“ Er muss ungestört sein, Computer-Hilfe beim Komponieren lehnt er ab: „Ich möchte die Fähigkeit der inneren Klangvorstellung nicht kaputt machen.“ Nur zur Kontrolle lässt er hinterher das Notensatzprogramm durchlaufen.

Lutz-Werner Hesse reist „gern an verschiedene Orte“, mag bildende Kunst („ich habe das Glück, eine Malerin zur Frau zu haben“) und wird am Donnerstag 60 Jahre alt.