Markus Haase: Dramatik, Charme und Pannen
Schauspieler Markus Haase kennt die Sonnen- und Schattenseiten des Theaterlebens. In Wuppertal fühlt er sich jedoch wohl.
Wuppertal. Markus Haase hatte es geahnt. Als er 2004 in Bochum den „Nussknacker“ spielte, standen drei Türen zur Auswahl, durch die der Darsteller nach einem Monolog von der Bühne hätte abgehen können. „Ich hatte bei den Proben noch gesagt: Lasst uns bei jeder Vorstellung eine andere Tür nehmen“, erzählt der gebürtige Bochumer schelmisch lächelnd.
Das Produktionsteam wollte es jedoch anders. Und so kam es, wie Haase prophezeit hatte: Als er laut und rollengemäß überlegte, welche Tür er nehmen solle, mischte sich eine junge Zuhörerin ein. „Die mittlere ist es!“, rief sie. „Ich habe das Stück doch schon dreimal gesehen.“ Haase lacht. Dass speziell bei Kindervorstellungen nicht immer alles glatt läuft, weiß der Schauspieler, der derzeit an den Wuppertaler Bühnen Theater macht. Angst hat er davor nicht. Im Gegenteil: „Das sind die schönsten Momente.“
Und von solchen hat er schon eine ganze Reihe erlebt — auch in Gießen. Als dort „Räuber Hotzenplotz“ sein Unwesen trieb, war Haase als Kasperl dabei — und staunte nicht schlecht. Eigentlich sollte er in einer Szene durch eine Bodenklappe in der Unterbühne verschwinden. Doch das ging nicht — eine Sicherung war nicht gelöst worden. Was nun? Haase entschied sich für eine zauberhafte Variante: „Nanu, da ist ja noch eine Tür!“, sagte er in Richtung Publikum, als der Fluchtweg klemmte. „Ich stand ja allein auf der Bühne und musste die Zeit überbrücken. Also habe ich im Zauberbuch geblättert, herumgetanzt und gesungen“ — so lange, bis das technische Problem gelöst war. „Ich glaube, es ist nicht als Fehler aufgefallen“, meint Markus Haase schmunzelnd.
Markus Haase
Er hat Humor, keine Frage. Überhaupt ist er ein charmanter Unterhalter — dynamisch, schlagfertig und bei aller Lässigkeit auch tiefsinnig. Da passt er doch eigentlich bestens zu seiner Wuppertaler Kollegin Sophie Basse. Und richtig: Die beiden sind ein humorvolles Team. „Sie ist eine gute Freundin. Auf der Schauspielschule in Stuttgart waren wir in einer Klasse. Es ist erstaunlich. Es ist schon das dritte Theater, an dem wir gemeinsam engagiert sind.“ Auf Wien und Aachen folgte Wuppertal.
Wobei gerade die Vielfalt auch ihre Schattenseiten hat: „Viele sehen nur den Glitzer und Glamour“, betont Haase. „Doch als Schauspieler muss man extrem flexibel sein — und immer damit rechnen, nach einem Jahr rauszufliegen. Man hat keine Sicherheit, es gibt viele Umzüge und befristete Verträge.“ Das Energiebündel, Jahrgang 1971, wird nachdenklich und leise, wenn er seinen Beruf analysiert: „Wenn man ungebunden ist, ist das etwas anderes. Aber was, wenn man Familie hat?“ Seit der Geburt seiner kleinen Tochter hat das Stichwort „umziehen“ deshalb eine neue Bedeutung erhalten. „Ich komme jetzt in ein Alter, wo man sagt: Es reicht. Man wechselt ja nicht nur die Stadt, sondern auch das soziale Umfeld. Ich habe jedes Mal Rotz und Wasser geheult, wenn ich eine Stadt verlassen habe.“
Und auch das hat der passionierte Playstation-Spieler gelernt. Die Frage nach der Traumrolle „kann man schwer beantworten. Macbeth würde ich schon gerne spielen. Aber: Es kann auch eine tolle Rolle baden gehen, wenn die Inszenierung untergeht.“ Soll heißen: Als Schauspieler ist man nicht nur von der Gunst des Publikums, sondern vor allem auch von der Regie-Arbeit abhängig.
So gesehen scheint er sich in Wuppertal allerdings gut aufgehoben zu fühlen. Die Stadt hat er ins Herz geschlossen, auch wenn er weiterhin — der Familie wegen — in Köln wohnt. „Ich spiele hier komplett unterschiedliche Rollen. Das ist anstrengend, aber sehr spannend.“ Und soll auch so bleiben: „Auch in der nächsten Spielzeit bin ich hier fester Gast.“